Samstag, 9. Juni 2018
Wir haben ja nur einen Zaun-Nachbarn. Alle anderen werden auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnen und wir werden nur ihre Zufahrten sehen. Aber eine Familie wird ihren Garten in Richtung unseres Gartens haben. Wer diese Familie wohl sein wird, darüber habe ich schon viel nachgedacht und gebangt, ob es wohl keine Kampfhundzüchter, Messies oder dergleichen sind. Schließlich werden wir EIN LEBEN LANG ZAUN AUN ZAUN wohnen! Das muss man sich mal vorstellen. Wie schlimm, wenn man sich mit diesen Nachbarn dann nicht versteht. Aber heute wird das Geheimnis gelüftet. Wir werden sie kennenlernen. Und dazu auch noch die Südnachbarn auf der anderen Seite, vor denen ich aber nicht so viel Angst habe, sehe ich sie ja quasi nur von hinten.
Es ist 9.30, Samstagmorgen. Der Wind weht auf unserem Feld am Hügel über unserem Ort. Die beiden Bagger und die Walze schlafen, das finden unsere kleinen schade, würden am liebsten gleich wieder umdrehen. Aber wir können nicht. Wir müssen hin. Wir brauchen nämlich ihre Unterschriften für die Pläne, um diese auf die Gemeinde zu bringen. Und sie brauchen unsere…
Wir gehen also tapfer weiter. Und da warten sie schon. Zwei Familien, die ich in meinem Leben wohl bald täglich sehen werde. Sie winken uns. Wir sind die letzten. Aber nicht zu spät. Der erste Eindruck also hoffentlich noch nicht dahin. Wir kommen näher, sie sehen nett aus. Und siehe da, schon beim Händeschütteln wirken sie sympathisch. Es folgt eine Stunde am Feld zwischen ruhenden Baggern mit verwehten Hausplänen und Erfahrungsaustausch. Und Lebensgeschichten. Und nörgelnden Kindern und Farbvarianten. Die Nord-Zaun-Nachbarn planen auch ein rotes Dach mit grauen Fenstern! Das ist ja lustig. Vielleicht sollten wir auch dabei bleiben. Es besteht also noch Hoffnung, dass unsere Neubausiedlung keine weiß graue Flachdach Siedlung wird. Ein Flachdach hatten wir aus Kostengründen ursprünglich auch geplant, aber man muss schon sagen, dass die meisten Flachdachhäuser wie Menschen ohne Kopf für mich aussehen. Einige wenige Ausnahmen gibt es, aber das sind dann diese teuren Architektenbuden. Diese sehen zwar aber auch einfach nur beeindruckend aus, aber das, was ein Haus sein soll, nämlich ein Ort der Geborgenheit, der Ruhe, der Familie, das strahlen sie nicht aus. Und so ein Haus will ich nicht. Ich hätte ja am liebsten Fensterläden und Sprossen. Aber bei Fensterläden spielt mein Mann nicht mit, weil teuer und schlechtere Verdunklung als bei Rollläden usw. usf. Er ist ja der Kalkulierer bei uns. Als das und noch viel mehr erzähle ich unseren neuen Nachbarn, mit denen ich gerne noch viel mehr plaudern möchte. Aber dafür ist ja dann bald Zeit, auf der Baustelle und dann in unserem Garten.
Nach einer Stunde am Feld habe ich das Gefühl, diese Menschen schon länger zu kennen. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen. Danke Schicksal!