Es liegt eine Ausnahme-Woche hinter mir. Die zweite in Folge. Mein Mann war bzw. ist nicht da. Alleine für unsere große Familie zuständig zu sein, ist eine Herausforderung. Umso dankbarer bin ich für die Unterstützung meiner Eltern, die mir Essen für gleich zwei Tage gebracht haben. So kann ich in diesem Moment in meinem Büro sitzen, mit schlafendem Baby vorm Fenster, und diesen Text hier schreiben. Denn es gibt Frittatensuppe – selfmade by Opa. Das Lieblingsessen der Kinder.
Nein-Sagen zu den Verführungen des Lebens
Sechs Kinder zu versorgen, wie gesagt, ist ein großer Aufwand. „Irgendwie“ geht da nicht. Da müssen konkrete Pläne gemacht werden. Zumindest ist das bei uns. Ich schreibe Listen, koordiniere Termine, plane, jongliere, damit kein Kind um seine Bedürfnisse umfällt und mein Mann und ich auch zu unseren Sachen kommen. Generell erfordert das Elterndasein nicht nur viel Herz sondern vor allem auch Hirn.
Eine große Herausforderung ist, wie ich finde, das Nein-Sagen zu den Verführungen des Lebens. Zu den vielen Dingen, die das Leben scheinbar einfacher machen könnten, in Wirklichkeit aber schaden. Zumindest dann, wenn sie falsch eingesetzt werden.
Wovon ich da jetzt gerade spreche? Davon, dass wir explizit uns für das Zufußgehen entscheiden müssen statt mit dem Auto zu fahren. Oder das Fahrrad zu nehmen, wo doch der E-Roller so praktisch wäre. – In unserem Haus gibt es zwar eh keinen, aber ich beobachte, dass viele Leute, die bis vor kurzem mit Fahrrad oder mit dem normalen Roller gefahren sind, heute plötzlich nur mehr auf dem E-Roller stehen. – Oder zu Netflixen statt zu lesen.
So wenig für möglich und so viel wie nötig?
Die Liste wäre noch länger, nur bin ich schon bei meinem Wochen-Thema angekommen: Fernsehen. Wie oft dürfen eure Kinder „was anschauen“, um es im Jargon meiner Kinder auszudrücken? Wir haben jetzt endlich eine gute Lösung für unsere mittleren Kinder (8, 7 und knapp 5 Jahre alt) gefunden. Denn während es sich bei meinen Großen (knapp 16 und 14 Jahre) gut eingependelt hat – mit einem Film am Wochenende und ab und an eine Serie „Outer Banks“ oder dergleichen – und ich das zudem mittlerweile in ihre Verantwortung übergeben habe, fand ich bislang bei den Kleinen keinen befriedigenden Weg. Wobei so wenig wie möglich das Credo war.
Weil die Orientierung fehlte
Doch da fehlte vor allem K3 bislang die Orientierung. Sie fragte fast täglich, ob sie und wann sie denn wieder „was anschauen“ dürfen. „Was anschauen“ bedeutet bei uns eine Folge „Mia and me“, „Schlümpfe“ oder „Pippi Langstrumpf“ oder dergleichen. Im Fokus stehen bei mir auf jeden Fall Serien, in denen Handys wenig präsent sind und die möglichst in einer natürlichen Umgebung spielen. Echt nicht leicht, was Passendes zu finden. Bei Filmen tu ich mir da leichter. Von „Ronja Räubertochter“ über „König der Löwen“ bis hin zu „Pochahontas“ gibt es da echt viele gute Produktionen. Doch wie oft und wie viel? So in etwa drei Mal die Woche eine Folge war bislang meine Richtlinie. Aber dieses irgendwie passte für die Kinder nicht. Es fehlte, wie bereits erwähnt, die Orientierung.
Trotz der widrigen Umstände ist mir diese Woche endlich die zündende Idee gekommen, wie ich ihnen die Orientierung geben kann!
Wir haben ein leeres Honigglas – als Imker haben wir ja einige davon – mit vier Kronkorken unserer Apfelsaftflaschen gefüllt. Jeder Kronenkorken symbolisiert eine Folge à 20 Minuten. Das ist die Wochenration „Was anschauen“. Die darf in Form von vier Folgen konsumiert werden oder in Form eines Filmes (bevorzugt gemeinsam und am Wochenende) und einer Folge. Wobei einer der vier Kronkorken als Sachfolge – Universum, Anna und die wilden Tiere etc. – verwendet werden muss. Am Montag wird dann wieder neu angefüllt.
So haben die Kleinen einen Überblick und können sich darauf verlassen, dass ich ihr Bedürfnis nach Unterhaltung bzw. Spiel und Spaß nicht vergesse. Und siehe da – die ständige Fragerei von K3 hat aufgehört. Wir müssen nur mehr darüber verhandeln, wann ein guter Zeitpunkt zum Anschauen ist. Und was sie anschauen.
Begleitung bei Geschwisterkonflikten
Das ist natürlich nicht immer ganz leicht bei sechs Kindern. Aber immerhin lässt sich eine Mehrheit finden. Blöd nur, wenn jede was anderes will. Dafür finden sie aber meist auch eine Lösung, ggf. mit meiner Hilfe, die ich bei Geschwisterkonflikten versuche anzubieten. Auch wenn das anstrengend ist. Denn bei so vielen unterschiedlichen Charakteren in einem Haushalt gibt es natürlich häufig Konflikte. Und auch wenn ich weiß, dass das meinen Kindern ungemein viel bringt für später, nervt es mich natürlich trotzdem.
Nicht nur aber auch darum bin ich echt froh, wenn mein Mann wieder da ist. So können wir gemeinsam Unterstützung geben und Liebe und Empathie. Damit sich unsere Kinder – trotz der großen Familiengröße – gesehen und geliebt fühlen können.
Wenn ALLE, oder wenigstens die meisten Menschen so denken oder “ ticken“ würden wie DU und deine Familie, dann wäre diese Welt ein absolutes Paradies.
Wieder mal ein Bericht der ins Herz geht.
Ich gratuliere dir zu deiner wunderbaren Lebenseinstellung. ❤️ 🫶