Ich bin ja eher so eine von der ungeduldigen Sorte. Auf etwas Monate zu warten, ist mir beinahe unmöglich. Von Jahren möchte ich gar nichts wissen. Wochen halte ich mittlerweile aus. Wenn möglich, dann ist mir immer alles sofort am liebsten. Liegt sicher an frühkindlichen Prägungen und diversen Entwicklungsstörungen. Ist aber eben so, was soll man machen.
Selbstdisziplin, Reflexion – natürlich. Eh. Älterwerden hilft auch, ein bisschen zumindest. Und der Garten, der hilft. Er stahlt Ruhe aus, Beständigkeit. Zu wissen, dass dieses Stück Erde mich auch in zwanzig, dreißig Jahren noch begleiten wird, das macht was mit mir.
Aber halt! Werden mich diese Bäume, Sträucher überhaupt so lange begleiten? Werde ich sie nicht eventuell vorher umbringen? Nicht vorsätzlich natürlich. Ich bin ja ein Gartenkrabbelstubenkind. Ich weiß quasi nichts übers Garteln. Ich hab zwar schon sieben verschiedene Gartenbücher, komme aber nicht dazu, sie zu lesen. Ich weiß, dass Salat nicht mit nassen Füßen ins Bett gehen mag. Aber das wars dann auch schon und das hilft mir auch nicht, hab ich ja noch gar keinen Salat.
Immerhin kann ich schon den Rasenmäher bedienen. Check. Dieses längliche Ding, mit dem ich rund um die Bäume schneiden kann, hab ich auch schon korrekt verwendet. Auch den Unkrautjäter, den Spaten, die Holzdinger und den Draht für die Himbeeren. Das Einpflanzen der Blumen von meiner Freundin hab ich gleich mal versemmelt. Tschuldigung B.A., solltest du das lesen. Die sind nun alle total welk und schauen sehr jenseitig aus. Und das Gemüsebeet, das hat auch noch keine großen Erfolge gezeigt. Außer dort, wo wir die Radieschen gesetzt haben. Apropos – falls jemand Radieschen braucht – jederzeit gerne bei uns! Sie wissen ja noch – beim Spar vorbei, den Hügel rauf und immer dem Wind nach. Wenn Sie die Wimpelkette sehen, sind Sie richtig.
Beim Rest – Salat, Tomaten, Erdäpfel, Karotten – da tut sich kaum was. Geduld, sagt das Engelchen auf meiner Schulter. Ich will aber jetzt, das Teufelchen. Jetzt sofort wollte das Teufelchen auch das Hochbeet. Habe ich ja erzählt. Und jetzt ist es da und mein Mann schraubt und schraubt. Da ist nämlich trotz des stattlichen Preises einiges an Selfmade dabei. Dafür ganz dicke Lärchendielen, damit die Enkelkinder da drin auch noch Kräuter anbauen können. „Da fault nichts durch.“, hat der Hersteller gesagt. Danke dafür, Hans Hochbeetbauer, ist toll geworden.
Heute wird dann auch die dazugehörige Befüllung geliefert. Ich freu mich schon riesig. Am Muttertag mach ich mir dann selbst eine Freude und werde das alles anpflanzen. Mit all meinen Töchtern. Wie idyllisch. Vor allem die sechs Monate alte wird sicherlich sinnvolle Beiträge leisten.
Und wenn das fertig ist, dann gehts zum nächsten Streich. Denn er soll ja wachsen, der Garten, soll Verstecke liefern, Tiere beherbergen, Gemütlichkeit ausstrahlen. Von heute auf morgen, von jetzt auf gleich bittesehr. Nein, ich will nicht warten. Also muss wohl bald noch die 1,5 Meter Hohe Rotbuchenhecke her. Die mein Mann nicht will, ich aber schon. Geduld, sagt das Engelein. Jetzt, sagt das Teufelchen. Ruhig, sage ich, atme den beruhigend wirkenden Duft des frisch gemähten Grases ein und denke: „Ich gartle, also bin ich.“