Eines vorweg – Stadturlaub geht super mit Kindern, auch mit kleinen Kindern. Man muss nur das Programm an ihre Bedürfnisse anpassen. Aber das geht in Skandinavien super. Egal wo. Denn die sind einfach familienfreundlicher als wir. Muss man mal ganz ehrlich so sagen. Wenn ich schreibe eines vorweg, dann ahnt ihr wohl schon, dass noch was kommt. Ja, es kommt noch was. Denn: Die Anreise was katastrophal! Nicht wegen der Kinder. Die waren super. Aber die Deutsche Bahn.. ich sage nur: (Fast) nichts geht mehr.
Ein Sitzplatz für sechs Leute!
Wir hatten es ja befürchtet. Aber umweltbewusst, wie wir sind, und vor allem auch abenteuerlustig, haben wir uns gedacht, wir probieren das jetzt einfach mal aus. Zwei Tage mit dem Zug unterwegs, das könnte doch auch nett werden: Uno spielen, vorlesen, Kaffee trinken.
Und wisst ihr was? Wäre es auch gewesen. Hätten wir den Anschlusszug von Nürnberg nach Hamburg bekommen. Doch weil der spontan gestrichen hatte werden müssen, mussten wir den Zug eine Stunde später nehmen. Der aber auch von jenen Menschen belegt worden war, die sowieso geplant hatten, eine Stunde später zu fahren.
Und so kam es, dass wir trotz 1.Klasse-Interrail-Tickets (wir haben vorsorglich den 1.Klasse Aufpreis bezahlt, so naiv waren wir bei unserer Planung nicht), nur einen einzigen Sitzplatz zur Verfügung hatten. Zu 6! Und zwar ganze 5 Stunden lang. Von Nürnberg nach Hamburg.
Zunächst konnte der Zug nicht mal losfahren, weil er überbelegt war. Welch Überraschung! Natürlich war der Zug überbelegt, ist doch der andere Zug gestrichen worden. Hätte die Bahn Ersatzpläne machen müssen. Hat sie aber nicht. Und so war die Fahrt alles andere als gemütlich.
Aber wir haben durchgehalten. Die Kindern haben zwischen den Gängen am Boden gemalt. Mein Mann ist gestanden und gehockt. Ich hatte mit dem Baby den einzigen Sitzplatz. So weit, so noch irgendwie aushaltbar. Der abendliche Besuch der Miniaturwunderwelt in Hamburg und das megalässige Hotel https://www.pierdrei-hotel.de/home#anchor_209 hat uns noch am selben Tag entschädigt. Im Hotel wurden wir schon mit dem Satz begrüßt: „Hatten Sie eine gute Anreise?“. Wir: „Nein.“ Der Hotelmensch: „Ach, deutsche Bahn?“ Wir: „Ja.“ Mehr wollte der nicht wissen. Er wusste schon Bescheid. Aber gut. War halt so.
Das hatte ich den Kindern angetan
Dass es am nächsten Tag kurzfristig noch schlimmer kommen würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Auch diese Zugverbindung wurde verändert! Bauarbeiten vermutlich. Jedenfalls gab es ab der deutschen Grenze in Flensburg Schienenersatzverkehr bis in die Nähe von Dänemark. Also mussten wir alle raus aus dem EC und vor das Bahnhofsgebäude, wo schon zwei! Doppeldeckerbusse warteten. Für einen ganzen EC! Die waren natürlich alle binnen kürzester Zeit voll. Und auch die nächsten beiden. Und wir schafften und schafften es einfach nie rechtzeitig zum nächsten Bus. Wir waren immer hinten. Weil wir ja so viele waren und mit den Kindern langsam und der Kinderwagen und überhaupt.
Und dann weinte ich einfach mal
Als wir es dann aber endlich geschafft hatten, in einem dieser Busse – von denen wir ja nicht wussten, wieviele noch kommen würden, weil es niemanden gab, der Informationen ausgab – unser Gepäck zu verstauen, sagte die freundliche Dänin am Eingang des Busses: „The bus is full.“ Und so mussten wir auch das Gepäck wieder ausräumen und – weinen. Ja, ich weinte dann einfach mal. Denn es nieselte, das Baby war krank und wir wussten nicht, ob überhaupt noch ein weiterer Bus kommen würde. Wir standen also zu sechst in Flensburg ohne Unterkunft und irgendwas. Konnten nicht mehr vor und zurück. Das war echt sch… Ich hatte eine Megawut auf die Bahn und auf mich, weil ich das ja den Kindern alles angetan hatte. Ich wollte ja nach Kopenhagen. Die Kinder hätten lieber Halloween zu Hause gefeiert und mein Mann, der ohnehin ziemlich viel unterwegs ist, hätte auch lieber zu Hause Holz gehackt und Wachskerzen produziert als zu verreisen.
Wir waren also ausschließlich wegen mir in diesem Dilemma. Doch dann kam der Bus und wir hatten erste Reihe fußfrei oben im Doppeldecker und die Kinder fanden es eh wieder ganz okay. Alle, bis auf das Baby, das immer wieder von der Bubenfußballmannschaft aus Hamburg, mit der wir uns den Bus teilen mussten, geweckt wurde. Wobei ich hier den kleinen blonden Jungen neben mir erwähnen muss, der sich total um das Baby gesorgt hat und seine Freunde immer wieder dazu ermahnt hat, leise zu sein, damit das Baby nicht aufwacht.
Die Dänen wissen, was Familien brauchen
Die letzten zwei Stunden der Fahrt waren dann wieder zugfahrromantisch im 1. Klasse Abteil mit Kaffeekanne und gratis Schoko. Ich sag ja, die Dänen wissen, was Familien brauchen.
Tivoli, Nationalmuseum und Kronjuwelen
Und der Stadt-Trip an sich? Der war – wie bereits erwähnt – super. Wir haben die Kinder mit einem ganztägigen Besuch im Tivoli Freizeitzeit belohnt. Und obwohl ich Freizeitparks, Kirtag und Co. echt nicht besonders gut leiden kann, war sogar ich glücklich dort. Denn dieser Freizeitpark ist echt wie ein Park. Mit kleinem See in der Mitte, Blick auf die Bauten der Kopenhagener Innenstadt – der Tivoli ist nämlich mitten in der Stadt – und voller geschmackvollr Cafés und Deko. Kein Plastik-Klimbim. Und das Baby konnte sich gesund schlafen bei feuchten 10 Grad. Auch gut. Ansonsten:
Kopenhagen ist toll! Und: Ich habe noch nie so viele Fahrradfahrer auf einmal gesehen. Wenn man durch die Stadt geht, wird man direkt vom Geklapper-Geräusch begleitet. So viele fitte, schöne, sportliche Menschen. Und so viele Kinder! In den Fahrrädern. Diese Lastenräder sind dort omnipräsent. Und Wollmützen und überhaupt Gestricktes. Für mich als Strickende ein Paradies.
Ebenfalls begeistert hat mich die Tradition, dass die immer draußen sitzen. Die Gastgärten waren voll. Mit Decken und Wärmelampen sitzen die Kopenhagener auch bei knapp 10 Grad am Abend alle draußen. Auch wir haben jeden Abend – etwas freakig, aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen, dass das Abendessen gut wird und hatte keine Lust mehr auf Abenteuer, immer im gleichen Restaurant – draußen gegessen. Das war das familientechnische Highlight zum Tagesabschluss. So gemütlich! Danach sind wir jeden Tag alle hundemüde in unsere echt lässigen Betten in unserer superschicken Innenstadt-Skandi-Design Wohnung gefallen. Die können das einfach, die Dänen: Schön wohnen, familienfreundlich sein, bewegt leben.
Neben dem Tivoli-Besuch und den Stadtspaziergängen (ich sage nur Nyhaven bei Nacht!) haben wir uns noch die Kronjuwelen im Schloss Rosenborg, dem ehemaligen Königssitz angsehen, den wunderschönen botanischen Garten und das Nationalmuseum besucht.
Mega-Kinderfreundliches Museum
Auch das war wieder so richtig für Kinder. Es gab eine eigene Kinderausstellung im Erdgeschoss, bei denen ausdrücklich angreifen und spielen erwünscht war. Schuhe aus und rein in die Schulklasse aus dem 19. Jahrhundert, zum Fechtplatz der Wikinger und in die Bauernküche aus dem Mittelalter. Die Kinder wollten da gar nicht mehr raus. Wir sind dann teilweise sogar alleine durch die Ausstellungen gegangen, damit sie noch weiter spielen können. Wobei – die Mumien und die Moor-Leichen haben sie sich natürlich nicht entgehen lassen.
Lego Wonderworld
Und sonst? Natürlich waren wir in einem Lego Store (Lego kommt ja aus Dänemark) und hätten auch gerne noch einen Strand-Tag eingelegt, aber dafür war dann die Zeit zu knapp. Und auch sonst hätte es noch so viel mehr zu entdecken gegeben in Kopenhagen. Einen guten Überblick findet man auf dieser Seite: https://www.copenhagencard.com
Zurück – sind wir geflogen!
Zurück sind wir übrigens nicht mehr mit dem Zug gefahren. Wir sind geflogen. Noch im Schienenersatzverkehr hat mein Mann einen Flug zurück gebucht. Die beiden Interrail-Tage lassen wir wohl verfallen. Auch wenn Zugfahren an sich echt gemütlich wäre – vor allem mit den Kindern – mit dieser Unzuverlässlichkeit ist das einfach keine Option. Es ist echt eine Schande, dass ein Land wie Deutschland keine funktionierende Bahn mehr hat. Und in Österreich sieht es auch nicht viel besser aus.
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