Nun sind wir also wieder auf Reisen. Während ich in diesem Moment auf der zweiten Rückbank sitze, mit Laptop am Schoß, neben meinem schlafenden Baby und hinter meinen drei Kindern, die sich – ja, ich gestehe, sie dürfen im Auto einen Film sehen – gerade „Michael von Lönneberga“ ansehen, fährt mein Mann die letzten Kilometer unserer ersten Etappe unserer vierwöchigen Skandinavienreise. Schon bald werden wir in irgendeinem Hotel in der Nähe Berlins ankommen, wo wir schlafen werden, um morgen ausgeruht die nächsten knapp 900 Kilometer zu fahren. Erst dann sind wir am ersten Ziel angekommen – in Nord-Jütland, an der nördlichen Küste Dänemarks, wo das Licht so einmalig sein soll, dass es sogar eine eigene Maler-Schule inspiriert hat – die Skagen-Maler.
Ich liebe Ferienhäuser im Skandistil
Genau dort wartet das erste von vier Ferienhäusern auf uns: Mit bewachsenem Dach, ganz in der Nähe der Dünen, so richtig wunderhübsch im Skandi-Sitl eingerichtet. Zumindest wenn man den Bildern im Internet Glauben schenkt. Was ich tue, denn bislang wurde ich im Norden von den Unterkünften noch nie enttäuscht. Die dort oben wissen, wie man gut wohnt. Aber das wissen wir ja eh alle, IKEA erzählt uns das schon seit Jahrzehnten. Da sind auch die Betten immer kuschelig und die Tische aus echtem Holz. Im Süden fehlt mir dieser Komfort meist. Erst kürzlich waren wir ein paar Tage in Kroatien – was auch super war – aber die Betten: Echt schrecklich. Und dann diese Laken als Decken. Was denken die sich dabei? Egal, das Meer war toll. Die Farbe wie die eines Edelsteines. Und wunderbare Pizzen gab es auch. Kein Grund also, sich zu beschweren. Pula war bezaubernd, das Kolosseum dort beeindruckend und wir waren bezaubert.
Dennoch zieht es uns eigentlich immer wesentlich stärker in den Norden als in den Süden. Wir sind eben einfach Fans der kühleren Temperaturen. Und der Wildnis, der Ruhe, der Schlichtheit, des Draußenseins. Alles das deckt die skandinavische Kultur ab. Zumindest was ich bislang so erfahren habe. In Büchern, Podcasts und im Urlaub.
Nun geht meine persönliche Skandinavien-Recherche weiter. Mit vier meiner Kinder – die beiden Teenies fahren das erste Mal nicht mit uns auf Urlaub – und meinem Mann. Und ziemlich viel Wolle fährt auch mit. Und Bücher. Kleidung weniger, weil Waschmaschine in den Ferienhäusern.
Irgendwann werden sie alle flügge
Norddänemark – Südnorwegen – Westschweden – Süddänemark: Alles mit unserem Elektro-Bus. Und als Familie. Es ist eine tolle Art zu reisen – langsam, aber gut. Alle zwei Stunden machen wir eine Ladepause, gehen aufs Klo, spielen ein bisschen Ball. Dazwischen wird im Auto gegessen (wir haben einen riesigen Fresskorb zwischen den beiden Vordersitzen stehen, in denen sich Unmengen an Müsliriegeln, Äpfeln, Gurken uvm. befinden), geredet, gelacht, gestrickt, gestritten, Musik gehorcht und ab und an ein – wie bereits gestanden – Kinderfilm geschaut. Lauter Dinge, die im Alltag oft eh viel zu kurz kommen. Denn der Alltag, der reißt uns als Familie schon sehr oft auseinander. Jeder geht seine Wege, nur die Abende und die Wochenende sind für gemeinsame Zeit zur Verfügung. Aber auch nicht immer. Je älter die Kinder werden, desto mehr werden die Termine, die sie haben. Desto weniger wird auch die gemeinsame Zeit. Das ist der Lauf der Dinge, das ist gut so. Umso wichtiger ist diese Urlaubszeit, in der wir wieder unser Band stärken können. Wir Eltern mit den Kindern aber auch die Geschwister miteinander. Lauter Argumente, die definitiv dagegen gesprochen haben, dass unsere beiden Teenies dieses Mal zu Hause bleiben. Trotzdem war das wichtig, denn sie wollten es so. Diverse Sport-Trainingslager und andere Veranstaltungen waren ihnen wichtiger. Und so soll es wohl auch sein: Irgendwann ist die Zeit des langsamen Abschied-Nehmens da. Sie werden erwachsen und selbstständig und das ist gut. Zumindest sofern immer wieder gemeinsame Inseln auftauchen, in denen wir gemeinsam sein können. Die nächste „Zeit-Insel“ für uns alle 8 wird wohl die Herbst-Reise an die Nordsee an der Wurster Nordseeküste sein, die wir nun schon zwei Mal besucht haben und die uns total in ihren Bann gezogen hat #wursternordseeküste #nordseebadwremen
Aber jetzt sind wir erst Mal hier. Auf diesem von uns bereits vor einem Dreivierteljahr geplanten Abenteuer in Skandinavien. Und ich bin kribbelig und hibbelig und kann es eigentlich noch gar nicht so recht glauben, dass ich schon mitten drin bin.
So, noch 150 Kilometer, dann schalten wir den Motor ab für heute. Bis morgen um 8 Uhr früh, auf dass wir morgen am Abend dann an der dänischen Nordsee-Küste stehen und uns eine sanfte Brise um die Ohren weht!