Auch wenn man es mir nicht ansieht, ich kann schon auch wütend werden. Und wütend sein. Denn das eine ist das eine, das andere ist das andere. Es gibt Themen und Handlungen von Menschen, die mich wütend machen und es gibt Situationen mit meinen Kindern, in denen ich wütend werde. Meist geht das einher mit steigender Müdigkeit von meiner Seite und auch von Seiten der Kinder und in Folge mit einem Gefühl der Überforderung. Neigt sich der Tag also dem Ende zu, sprich der Tag mit den Kindern, also gegen 16.30 Uhr, werde ich immer erschöpfter und parallel dazu werden natürlich auch die Kinder unrund und so steigt die Möglichkeit eines Mama-Wutausbruchs! By the way: Wutausbruch auch in Bezug auf die Wut der Kinder ist eine bessere Bezeichnung dafür als Wutanfall, denn das klingt so krankhaft).
Das Mama-Wut-Gesicht
Meist sind es Kleinigkeiten, Kleinigkeiten, die ich 9 Mal gut aushalte und beim 10. Mal dann nicht mehr und dann werde ich laut und unfreundlich und sehe mich selbst mit einem ganz hässlichen Gesicht, das sicher seelisches Unbehagen auslöst, wenn man damit angesehen wird. Aber fragt meine Kinder, wie es sich anfühlt, die kennen das am besten, das Mama-Wut-Gesicht. Denn, wie bereits erwähnt, sind es meist die Kinder, die diese Wut dann abbekommen. Letztens erst bin ich kurz vor Ende der Einschlafbegleitung noch wütend geworden und habe eines meiner jüngeren Kindern angeschnauzt, dass es doch jetzt endlich die Augen zumachen soll, nachdem ich schon gefühlte Stunden bei ihr im Bett gelegen bin. Was derzeit mit Säugling sowieso schwierig ist, da der zwar superentspannt ist, aber am Abend dann doch gerne sehr viel Mama hat.
Wut ist gut
Ich bin ja tatsächlich grundsätzlich ein sehr entspannter Mensch, zumindest scheine ich nach außen hin so zu wirken, denn das bekomme ich sehr oft gefeedbackt von anderen. Doch es gibt durchaus Dinge, die mich wütend machen und ich finde auch nicht, dass Wut ganz generell schlecht ist. Denn sie führt dazu, dass man Sachen zum Thema macht, die einen stören. Und das ist gut. Denn sonst fehlt der Diskurs. Wenn sich niemand mehr aufregt, was wäre denn dann?
Der Kinderbertreuungs-Wahnsinn
Darum rege ich mich auf. Derzeit sehr gerne und häufig und laut über unser Land und wie es mit den Kleinsten der Gesellschaft umgeht. Vor allem in Hinblick auf Kinderbetreuung in Österreich kommt mir – ganz ehrlich – das K… ! Es kann doch nicht sein, dass es Österreich so egal ist, wie es den Kindern geht. Sie sind unsere Zukunft! Sie sind die Zukunft des Landes. Und hier wird gespart. Gespart bei der Infrastruktur, beim Personal, bei allem! Wer mal einen Fuß in die Regelkindergärten des Landes und auch in die Volksschulen gesetzt hat, dem sollte das doch ins Auge springen. Oder auch ein Gespräch mit Pädagoginnen wäre augenöffnend.
Erst kürzlich habe ich mit einer ehemaligen Kindergärtnerin gesprochen, die gemeint hat, ihre Arbeit als Gruppenleiterin hätte in den letzten Jahren nur mehr in der Schadensbegrenzung bestanden! Das darf doch nicht sein.
Es geht doch nicht nur darum, dass es genügend Plätze für die Kiga-Kinder gibt! Es muss doch um die Rahmenbedingungen gehen! Und da spreche ich wohl für fast alle, die im elementarpädagogischen Kontext Erfahrungen haben – diese Bedingungen sind nicht mehr gegeben! Zu große Gruppen, zu viele auffällige Kinder – woher das kommt, ist ein eigenes Thema, zu wenig Raum, zu wenig qualifiziertes Personal usw. usf. Auch in Bezug auf die Ausbildung im Kindergarten und VS-Bereich wurde bei uns in Österreich eigentlich immer zu wenig wert gelegt. So nach dem Motto: Sind ja nur kleine Kinder, ist ja egal. Hauptsache, sie sind nicht allein. Aber das darf nicht sein! Und das zeichnet ein echt schlechtes Bild unserer Politik, dass dieses Thema immer noch nicht ordentlich angegangen wird. Dabei gibt es positive Vorbilder. Man blicke nur nach Norwegen oder Schweden. Da ist auch der Beruf der Kindergärtnerin ein angesehener. Und ganz gut bezahlt. Aber bei uns? Stellenwert gleich Null. Nicht nur in Hinblick aufs Geld. Dabei sollte jeder großen Respekt haben vor den – vorwiegend – Frauen, die jeden Tag ihr bestes geben für unsere Kinder! Schließich ist Elementarpädagogik so viel mehr als basteln und singen. Es geht dabei um Persönlichkeitsentwicklung, soziale Kompetenzen, Neugierde wecken uvm. Alles Dinge, die wichtig sind, damit Kinder zu guten Erwachsenen werden können. Das ist ein großes Wut-Thema bei mir. Und ich will ab sofort meine Wut dafür nützen, dass hier was ins Rollen kommt! Denn darüber zu sprechen, ist zumindest ein Anfang!
Übrigens mach ich grad einen tollen Online-Kurs zum Thema-Wut. Von der grandiosen Kathy Weber aus Berlin. Top-Empfehlung. Von der hab ich in letzter Zeit viel gelernt zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation in der Familie“. Gemeinsam mit meinem Mann hab ich den Online-Kurs „…“ belegt, der uns echt gut getan hat und neue Inputs gebracht hat. Zum Beispiel: Jedes Kinder-Nein ist ein Kinder-Ja zu etwas anderem. Aber auch das ist ein anderes Thema.
Alles Liebe und schönes Schneewochenende!
Michaela