Während ich zwischen meinem elften und sechzehnten Lebensjahr jeden Persönlichkeitstest sämtlicher Teenie-Zeitschriften (Girl, Bravo, Rennbahn-Express, Young Miss – Sie erinnern sich?!), ausgefüllt habe, stets mich unbewusst in der Hoffnung befindend, mehr über mich zu erfahren, stehe ich nun vor folgender Frage: Welcher Typ Gartenzaun bin ich?
Seit einigen Wochen tüfteln mein Mann und ich, naja, eigentlich tüftelt zu 90 % mein Mann, ich sage nur ja oder nein oder vielleicht – an der Planung unseres Hausaußenbereiches. Und da stehe ich nun, mit Rohbau und Roh-Garten und weiß nicht, was ich sagen soll.
Unser Haus wird ein, wie man auf den Bildern ja bereits erkennen kann, Walmdach-Quader. Dazu Standard-Hellgrau als Fensterfarbe. Familie Lemming lässt grüßen. Ein Haus eben. Eh schon wissen. Braucht man kein zweites Mal hinsehen. Kennt man. Ist eben praktisch, ökonomisch und ökologisch. Deshalb. Aber:
Eigentlich träume ich ja schon immer von einer Mischung aus Hexen- und Pippi Langstrumpf-Haus. Mit spitzem Satteldach. Fensterläden. Veranda. Erker. Viel Holz. Altbaumbestand im Garten. Ein kleines Bächlein quer durch. Dahinter der Wald.
Mein Wunsch-Haus hat aber einfach nicht zu unserem Leben gepasst. 1. Abgelegen = viele Taxifahrten mit den Kindern 2. Bach = ev. Hochwasser 3. Alt = ev. hohe Betriebskosten 4. Dachschrägen = weniger Platz im OG = zu wenig Kinderzimmer (wir brauchen ja schließlich vier)
Und da stehe ich nun, mit meinem modernen Haus und werde von meinem Mann mit Gartenskizzen geflutet mit der Bitte, ich solle doch auch mal etwas dazu sagen. Aber was soll ich sagen? Welchen Zaun würde wohl Pippi Langstrumpf wählen?
Als ich kürzlich das Vergnügen hatte, auf einem Pony durch den Wald zu reiten, fand ich schließlich meine Lösung. Denn auch Pippi würde sich wohl ein Lemming-Haus bauen (weil zeitgemäß und kostensparend) und dann würde sie es Stück für Stück zu ihrem ganz speziellen Heim machen. Unser Quader mit Walmdach wird also künftig umrandet von Holz und vielen Bäumen und Sträuchern. Wild und anders. Und der Eingangsbereich wird eine Veranda. Irgendwann wird alles zugewachsen sein mit Efeu und Rosen und dann trage ich auch wieder zwei Zöpfe.
Nachtrag: Ich weiß natürlich, dass Pippi nicht auf einem Pony reitet, sondern auf dem großen Kleinen Onkel. Aber als ich auf der Sissy geritten bin, da fühlte ich mich so frei und unkonventionell, ich war natürlich viel zu groß (nicht zu schwer!) und hatte keine Zügel, nur einen Strick, und ich wurde durchgeschüttelt, weil man nicht mittrabt, und da war der Wald und überhaupt. Das war einfach so speziell. Da wusste ich plötzlich, was Pippi an meiner Stelle getan hätte.
