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Manchmal bleibt noch Zeit zum Sinnieren: Was ist ein Haus? Teil 3

Manchmal bleibt noch Zeit zum Sinnieren: Was ist ein Haus? Teil 3

Unser Haus soll die Zeit unseres Lebens überdauern, es soll auch noch unseren Enkelkindern ein Dach über dem Kopf bieten. Es soll ihnen und auch mir und meinem Mann ein Symbol der Ruhe und Geborgenheit sein, dass den Druck der Welt von ihnen und uns nimmt. Dass uns die Sicherheit gibt, dass die Welt auch noch morgen stehen wird.

Meine Schwiegereltern haben so ein Haus. Es steht seit über 30 Jahren an der gleichen Stelle, mit den gleichen Möbeln, in der gleichen Farbe. Es verbindet meinen Mann mit seiner Kindheit. Es erdet ihn und auch mich, wenn wir dort sind. Es ist Zeuge der Vergangenheit unserer Familie. Das ist schön.

In meiner Herkunftsfamilie gibt es so einen Ort nicht. Ich bin sehr oft umgezogen mit meiner Mutter und auch in den Jahren nach meiner Matura. Kaum eine Wohnung hatte ich länger als ein Jahr bewohnt.

Man verinnerlicht eben gewissen Dinge, die man im Laufe seines Lebens als Kind mitbekommt. Ich will nicht sagen, dass ich es schlecht hatte als Kind oder später, aber es fehlen mir bis zu einem gewissen Grad die Wurzeln und in weiterer Folge auch die Zuversicht in den Verlauf des Lebens. Das Vertrauen darauf, dass schon alles gut sein wird. Dass alles so bleiben kann, wie es ist. Dass nicht immer wieder Veränderungen notwendig sind, um glücklich zu sein. Mein Mann sagte mal, er sei ein Dampfer und ich ein Motorboot. Beide Boote sind notwendig, um am Meer Abenteuer zu erleben, aber …. .

Unser Haus ist also vermutlich auch eine Art Therapie für mich. Es ist mein Symbol der Beständigkeit, der Langsamkeit. Vermutlich war es auch gut, dass der Baustart verschoben wurde, so lernte ich, dass aufgeschoben nicht aufgehoben bedeutet und dass die Zeit schneller vergeht, als ich denke.

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