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Ist das, was ich tue, wirklich genug? Freitagabendgedanken einer Mutter

Ist das, was ich tue, wirklich genug? Freitagabendgedanken einer Mutter

Schlafen schon alle bei Ihnen? Danke der Nachfrage, bei mir schlafen alle relevanten. Relevant deshalb, weil in vielen Belangen noch recht abhängig von mir. Die beiden, die sich ihren Tee selber machen und auch sonst sehr selbstständig sind, sind noch wach. Aber das tangiert mich nicht. Also: Kind 1 und 2 wach, Kind 3, 4 und 5 im Traumland. Endlich. Das war eine harte Woche. Der Kamin ist „aufgedreht“, der Wein im Glas, die Entspannung ist auf dem Weg. Ein Glück, dass der Mann noch einen Imkeronlinekurs hat, so geht sich meine selbst auferlegte Freitagsdeadline für diesen Text gerade noch aus.

Wie ist das eigentlich bei Ihnen mit der Vereinbarkeit der unterschiedlichen Interessen der Kinder unterschiedlichen Alters? Ich finde das grad im Moment wirklich schwer. Kleines Beispiel: Heute kurz nach 17 Uhr, Kind 3 und 4 (also die Fünf- und die Vierjährige) wollen das Spiel ausprobieren, das wir am Nachmittag in der Bücherei ausgeliehen haben. Ein Spiel für Kinder ab sechs, also nicht mehr so ganz trivial. Zumal ich nicht so eine Schnellcheckerin von Spielanleitungen bin. Das lass ich normalerweise immer meinen Mann machen, der erklärt es mir dann so, dass ich es auch kapier. Und man glaubt es nicht, aber auch Kinderspiele sind oft sehr komplex. Aber der Mann war ja auch schon um 17 Uhr im Imkerkurs (unpraktisch) und somit musste ich das selbst machen. Doch es gibt ja auch noch Kind 5, also die Zweijährige, die zwar gerne an diversen Spielen wie UNO sich beteiligt, in dem sie etwa Karten auf den Stapel legt, aber sonst noch nicht so gesellschaftsspielfähig ist. Vor allem bei Spielen, bei denen es Elemente gibt, die nicht alle TeilnehmerInnen sehen dürfen ist das schwierig.

Ich probiere es trotzdem und versammle alle inklusive der beiden Älteren (13 und 11) vorm Kamin – der bei uns bei diesen Temperaturen eigentlich immer „eingeschaltet“ ist (das mit dem Einschalten ist ein kleiner Familieninsider, weil die Älteste sich kürzlich mal einen Erinnerungszettel geschrieben hat, auf dem draufstand, „Kamin ausschalten“, als wir sie gebeten hatten, den Luftzufuhrregler im Laufe der Vormittags mal zuzuschieben) – und nehme mir die Anleitung vor.

Doch schon in der zweiten Runde wetzt Kind 5 alle Figuren vom Spielfeld und die beiden Großen werfen das Handtuch.

Kind 3, 4 und 5 inspizieren die Figuren während ich versuche, in Windeseile das Spiel zu durchschauen. Natürlich schaff ich das nicht so schnell und die Jüngste wird ungeduldig. Ich improvisiere also und wir legen los, damit da was weitergeht. Kann man ja grundsätzlich verstehen, dass die Kinder das Spiel auch spielen wollne, wenn sie es sich extra ausborgen.

Kann ja nicht so sein wie bei mir selbst, die schon damit zufrieden ist, wenn die neuen Bücher einfach mal im Regal einziehen und das Lesen dieser gar nicht erst als Möglichkeit vorsieht. Doch schon in der zweiten Runde wetzt Kind 5 alle Figuren vom Spielfeld und die beiden Großen werfen das Handtuch. Laut und unruhig ist es obendrein. Schließlich ist es schon ziemlich spät und alle Beteiligten fast 12 Stunden auf den Beinen. Trotzdem versuche ich eine schöne gemeinsame Spielzeit zu ermöglichen. Verfluche aber innerlich bereit selbst die Idee und frage mich, wie denn jemals aus diesen Kindern glückliche Menschen werden sollen, wenn sie nicht einmal in Ruhe mit ihrer Mutter ein Spiel spielen können.

Vielleicht werden sie ja doch mal glückliche Erwachsene…

Eine halbe Stunde später beende ich den Spielversuch und leite das Zähneputzen und Co. ein und hoffe auf einen gemeinsamen schönen Leseabend, der oft auch schwer ist, wenn ich alleine mit den Kindern bin. Und siehe da. Kurz nach halb sieben sind alle mit geputzten Zähnen im Bett und wir lesen und es herrscht Ruhe und ich kann sogar mit jeder von ihnen noch ein bisschen kuscheln. Vielleicht werden sie doch glückliche Erwachsene? Aber was ist mit den Großen? Die bitte ich noch zu einem Kamingespräch ins Wohnzimmer, wo wir uns ein bisschen austauschen, was Kind 1 aber eh gar nicht so sehr interessiert. Ich sage nur: Pubertät.

Und nun sitz ich da und frage mich: Ist das alles genug? Es gibt übrigens grad eine sehr nette Doku mit dem Titel „Good enough parents“ auf Vimeo.org. und ein neues Buch von Jan-Uwe Rogge, Alu Kitzerow und Konstantin Manthey mit dem Titel „Geschwister. Eine ganz besondere Liebe“https://www.gu.de/produkte/partnerschaft-familie/erziehung-und-familienleben/geschwister-eine-ganz-besondere-liebe-rogge-2021/

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