Wir haben eine Grille im Garten. Oder vermutlich mehrere. Habe sie noch nicht gesichtet. Ziemlich sicher bin ich mir aber bereits, dass sie sich in unserem Hügel eingenistet hat. Hügel mögen die nämlich. Am liebsten die Südhänge. Hab schon recherchiert. Nun ist es ja nicht so, dass wir nicht eigentlich einen flachen Garten hätten, aber vor ziemlich genau einem Jahr haben wir uns einen Hügel machen lassen. Klingt ein bisschen nach Schönheitsop. So eine Grundstücksebnung mit danach erfolgter Hügelerrichtung ist quasi wie eine Straffung inklusive anschließender Brustvergrößerung. Nur eben im Garten. Und ein bisschen billiger.
Ich wollte ja immer schon einen Hügel, hab mir das total idyllisch vorgestellt, wenn die Kinder dann im Winter mit dem Bob hinunterdüsen und ich ihnen von der Couch aus durch das Panoramafenster hindurch zusehen und dabei Tee trinken kann. Das Baby habe ich dabei fest an mich gekuschelt, dazu leichte Musik im Hintergrund, ein guter Roman und rotbackige Kinder anschließend, die sich selbst die nasse Bekleidung ausziehen und aufhängen, den Schlitten in der Garage verstauen und sich dann zu mir kuscheln. Heuer hat zu dieser Szene nur der Schnee gefehlt und…
Auf jeden Fall der Hügel. Der ist toll. Und auch schon super bewachsen mit Gras und Disteln und Löwenzahn und Klee. Was man eben so braucht im Garten. Immerhin schaut da keine trockene Erde mehr raus. Wie im Großteil des restlichen Gartens. Denn dort gibt es ganz schön viele kahle Stellen. Wegen dem Hügel. Der Baggerfahrer, eh total netter Kerl, der den Hügel vor allem total toll modelliert hat, aber darauf komme ich gleich noch mal zurück, hat leider den gesamten Humus für den Hügel verwendet, sodass am Ende die restlichen Quadratmeterchen ohne Humus auskommen mussten und müssen und das schaut dann halt nicht so nach satten, frischem Rasen aus, sondern eher nach Kalifornien im Hochsommer abseits des Strandes.
Aber modelliert hat er toll, war sicher früher oder immer noch ein BMXler, der hat gewusst, was wir wollen. Halbmondform, leichter Anstieg, oben die Kurve und dann lässig runter. Das ist die 1a-Teststrecke für all unsere Gefährte. Nur eben nicht für den Schlitten, weil, ja eben. Wobei selbst der kürzlich zum Einsatz gekommen ist. Als es mal wieder Ende März so knappe 25 Grad hatte. Da haben sich die Kinder den roten Bob aus der Garage geholt und sich gegenseitig durch den Garten gezogen damit. Ich wollte mich dann auch gleich auf der Couch platzieren, mit Tee, Roman und Baby, aber dann ist mir etwas dazwischengekommen.
Was war es nur bloß? Ach ja – ein Virus und die vielen Aufgaben, die mir dadurch seit neuestem zuteil werden. Brauch ich alle nicht aufzählen, geht Ihnen ja nicht anders. So intensiv Mama wie in diesen Zeiten war ich wirklich noch nie, aber auch selten so gelassen. Vielleicht eine Überlebensstrategie. Oder aber auch wegen der Grille. Weil die so schön zirpt. Das klingt dann immer ein wenig nach Urlaub. Und wenn dann mein Mann auch noch den Griller anwirft, ja dann ist das Glück trotz Krise schon wieder fast perfekt.
