Einst saß im Wald auf einer Lichtung,
ein Känguru und bastelte an einer Dichtung.
An den Füßen hatte es zwei glänzend rote Schuh‘,
doch wurde es bald gestört in seiner Ruh‘.
Zuerst kam der rote Fuchs herbeigeeilt,
gerade hatte das Känguru an einem neuen Vers gefeilt.
„Ui Känguru, du hast aber tolle Schuh‘!“
Das Känguru, es hatte sich noch nicht vom Schreck erholt,
zudem war es Komplimente nicht so recht gewohnt:
„Vielen Dank! Die habe ich bekommen von meiner Cousine,
von der einen, die, äh…, in der Stadt wohnt, der Nadine.“
Der Fuchs nahm Platz neben dem Känguru,
sodass er sie gut sehen konnte, die tollen roten Schuh.
Gerade als das Känguru seine Arbeit wieder aufnahm,
hörte es die Eule, die vom Baum herab zu ihm kam.
„Schuhu, du hast aber tolle Schuh‘“
sagte der Vogel zum Känguru.
„Bis hinauf in die Baumkrone konnt‘ ich sie sehen.
Ach bitte, zeig sie mir im Gehen!“
Plötzlich war das Känguru aufgeregt, so richtig,
fühlte sich endlich wirklich wichtig.
Verzückt vom Anklang seiner neuen Treter,
tat es der Eule den Gefallen, ohne jegliches Gezeter.
Außerdem wusste nun der ganze Wald von den Schuh‘n,
was sonst also blieb ihm zu tun?
Erneut legte es Stift und Papier beiseite
und stand auf – ach, wie es sich beeilte!
Es spazierte hin und her,
seinen Freunden gefiel das sehr.
Das Känguru, an sich schon ein Exot mit bestem Namen,
freute sich riesig, dass sie alle kamen.
Bequem jedoch waren die Schuhe nicht,
aber zumindest trugen sie das Siegel wasserdicht.
Da tauchte hinter einem Baum ein Mädchen auf mit Steckenpferd
auf dem es stets saß verkehrt.
Eule und Fuchs wunderten sich, dass sie extra kam geritten,
schließlich war sie mit dem Känguru schon lange zerstritten.
„Gib sofort meine Schuhe her,
das ist wirklich gar nicht fair!“
jammerte das traurige Kind und machte aus dem stolzen Model
mit einem Satz einen Dodel.
Wort für Wort ging der Ruhm da flöten,
weiterer Betrug war nicht mehr vonnöten.
Während sich das Mädchen beklagte,
war es die Eule, die sagte:
„Schau, Känguru, ohne die Schuh‘
lassen wir dich wenigstens wieder dichten in Ruh.
Du kannst sitzen und schreiben,
während wir im Wald Schabernack treiben.
Am Abend dann erzählen wir dir die erlebte Geschichte,
da hinten, wie immer, unter der Fichte.
Du schreibst sie auf,
so nimmt das Schicksal wieder seinen Lauf.“
Und der schlaue Fuchs fügte noch hinzu: „Jaja, Versuchungen sind groß,
traurig aber das damit verbundene Los.“
Das Känguru zog also die Schuhe aus,
drückte eine kleine Abschiedsträne aus dem linken Aug heraus
und gab sie dem traurigen Mädchen mit dem Steckenpferd zurück:
„Kann dir ja nicht schaden, so ein bisschen Glück.
Aber jetzt – setzt euch zu mir unter die Fichte,
gemeinsam wollen wir dieses Mal schreiben die Geschichte.“
Papier und Stift liegen schon bereit
dass sie uns nicht davonläuft, die Zeit.
Nicht ihr sollt dieses Mal die Helden sein,
sondern ich und die roten Schuhe ganz allein.“
So ist das Dichterleben.
Ruhm findet sich zwar auf vielen Wegen,
doch Spaß macht es nur mit Schreiben,
anders kann sich der Poet die Zeit nicht vertreiben.