Wer hätte das gedacht! In vielen Oberösterreichischen Ortschaften schlummern qualitativ hochwertige Komponisten, die, einmal ausgegraben, für Aufsehen sorgen würden. Würden. Denn bislang sind sie noch in den unzähligen lokalen Archiven versteckt. Schließlich ist die Aufarbeitung „alter“ Kompositionen recht mühsam. Der in Putzleinsdorf tätige Musiker und Lehrer Norbert Huber unterzog sich dennoch dieser verdienstvollen Aufgabe – und förderte das musikwissenschaftlich und kulturgeschichtlich sehr bemerkenswerte Werk von Josef Hofer ans Tageslicht.
Im Jahr 2012 wurde das 100-Jahr Jubiläum des Todestages von Josef Hofer begangen. Und eben so viele Jahre dauerte es, bis Norbert Huber die handschriftlichen Noten im historischen Notenarchiv der Pfarre Putzleinsdorf entdeckte, ihren Wert erkannte und sich an die mehrere Jahre dauernde Aufarbeitung machte. Eine CD inkl. umfangreichem Booklet sind das Ergebnis. „Die Aufarbeitung von Hofers Werk ist ein wichtiger Schritt für die heimische Musikgeschichte. Schließlich ist das Musik aus Oberösterreich.“, wie Dr.Ikarus Kaiser, für das „Internationale Quellenlexikon der Musik“ (RISM) tätige Musikwissenschafter und Stiftsorganist in Wilhering im Gespräch mit dem Kulturbericht erläutert. „Wir sprechen immer von den großen, bekannten Komponisten, etwa Anton Bruckner, doch die Oberösterreichische Musikgeschichte setzt sich aus einzelnen Ortsgeschichten zusammen. Und schließlich ist ja auch Bruckner in einem solchen Umfeld aufgewachsen.“
Mühlviertler Hymne Josef Hofer wurde 1848 in Amesschlag, Gem. Vorderweißenbach geboren. Damals, als das Mühlviertel hauptsächlich durch Postkutschen erreichbar war. Nach der musikalischen Ausbildung als Sängerknabe im Stift Wilhering sowie in Linz war er seit 1871 in Putzleinsdorf als Lehrer, Schulleiter und Organist tätig. Er leitete Kirchenchor, Salonorchester und Blasmusik und engagierte sich für die Entwicklung des Ortes – u.a. für den Bau der Mühlkreisbahn sowie die Gründung der örtlichen Feuerwehr und Sparkasse. Mit seinen Kompositionen wollte er seinem geliebten Mühlviertel ein Denkmal setzen. „D`Augn machts auf, kemts bal drauf. ´s Michllàndl is ´s scho wert, dass ma’s nennt, wann ma’s kennt, und mit Mund und Herzn ehrt!“ (aus der „Mühlviertler Hymne“, nach dem Text des bekannten Heimatdichters und Priesters Norbert Hanrieder, der ebenfalls in Putzleinsdorf wirkte und der eng mit Hofer zusammenarbeitete.) Die Tatsache, dass zu Hofers Begräbnis 1912 der damalige Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser anreiste, zeigt, dass er sehr wohl bis über die Grenzen seines Wirkungsortes hinaus bekannt war.
Verborgene Schätze Während die CD und das Booklet sehr anschaulich das Leben Hofers und dessen Umfelds zeigen, weist Ikarus Kaiser auch auf die hohe musikalische Qualität hin: „Hofers Musik besitzt einen volksliedhaften Charakter mit einer wunderschönen Violinkantilene und einer besonderen Vorliebe für den solistischen Einsatz der Klarinette. Ich erkenne Einflüsse von Franz Schubert und anderer romantischer Kirchenkomponisten, wie Robert Führer in seinen Kompositionen. Hofer war ein auffällig guter Komponist.“ Es sind also richtige Schätze, die da in den diversen Gemeinden noch schlummern. An die 20 Komponisten von ähnlicher Qualität wie Josef Hofer, so vermutet Dr. Kaiser! Nähere Infos zu Josef Hofer sowie CD-Bestellungen unter www.hanriedergemeinde.eduhi.at