Durch Zufall ist die Geigerin, Dirigentin und Musikpädagogin Michi Gaigg als Teenie auf Barock-Musik gestoßen. Als sie damals ihre erste LP mit Bachs Orchestersuiten, dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, auflegte, hat sie gleich der erste Takt „umgehauen“. Die donauFESTWOCHEN im Strudengau, denen sie vorsteht, stehen genau für diese Art der Herangehenweise an die Musik und noch viel mehr.
Die donauFESTWOCHEN im Strudengau stehen für Alte Musik mit modernem Kontrapunkt. Aber Alte Musik, was bedeutet das eigentlich?
„Eigentlich passt dieser Begriff nicht so gut, es gibt ja nicht wirklich eine „alte Musik“, denn Musik entsteht im Moment der Aufführung. Wir haben uns der historischen Aufführungspraxis verschrieben und durchstreifen Werke aus der Renaissance bis zur Frühromantik. Ebenso gilt es, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu entdecken. Im Zentrum stehen die Aufführungen großartiger Opern-Raritäten im zauberhaften Innenhof des Schlosses Greinburg“, erklärt Michi Gaigg im Interview mit dem OÖ Kultursommer Blog. Das heurige Festival im Strudengau musste abgesagt werden. Das Programm wird 2022 gezeigt, 2021 war schon zu genau geplant.
Neben der großen Opernproduktion gibt es bei den donauFESTWOCHEN jährlich einen Kompositionsauftrag (heuer bzw. 2022 Florian Palier), zeitgenössischen Tanz und ein Musikvermittlungsprogramm für Kinder.
Hätte Michi Gaiggs Mutter vor 80 Jahren solche Möglichkeiten gehabt, wer weiß was aus ihr geworden wäre. Die Violinistin ist sich nämlich sicher, dass diese das Zeug zur Charakterschauspielerin gehabt hätte. Sie war es auch, die ihre Tochter zur Kunst gebracht hat. Ihre Liebe zu Antiquitäten, Malerei und Literatur hat Michi Gaigg nachhaltig geprägt.
Als die Heinrich-Gleißner-Preisträgerin schließlich mit Klavier und später mit Geige beginnen wollte, war das aber gar nicht so einfach: „Ich bin ja am Attersee aufgewachsen, wo ich nach Jahren im Ausland heute wieder lebe. Damals gab es am Land kaum Instrumentallehrer. Zum Glück wohnte die knapp fünf Jahre ältere Ingrid Seifert im Nachbarort. Sie habe ich immer sehr bewundert, wenn sie mit ihrem Geigenkoffer in den Schulbus eingestiegen ist. Bei ihr habe ich dann Unterricht genommen. Ingrid war es auch, die mich nach Salzburg ans Mozarteum gebracht hat.“
Michi Gaigg kam schließlich in die Klasse des Dirigenten ihrer allerersten Barock-LP – Harnoncourt. „Das war eine so tolle Zeit! Wir waren oft nur vier Leute in seinen Vorlesungen. Manchmal hat er sogar selbst zum Cello gegriffen und mit uns musiziert.“, so die Barock-Geigerin lachend.
Eigentlich wäre sie ja derzeit mit ihrem L’Orfeo Barockorchester bei der Schubertiade in Hohenems. So aber ist die fröhliche Musikerin und Dirigentin im Garten ihres Hauses am Attersee, übt täglich Geige und auch Klavier und studiert Partituren.
Eine Option hält sie sich aber noch offen: „Sollten es die Covid-Maßnahmen erlauben,so werden wir spontan ein paar Aktionen starten. Wir und alle KünstlerInnen wären für jede Schandtat bereit.“
Michaela Anna Ogris für den OÖ Kultursommer Blog 2020
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