Ich sage nur: 04:30 Uhr! Am Donnerstag nach den Herbstferien sind zwei der drei Jüngeren tatsächlich um halb fünf in der Früh aufgestanden. Noch vor meinem Mann, dessen Wecker um 05:00 läutet. Was sie getan haben? Mir gegenüber waren sie eigentlich recht rücksichtsvoll. Sie haben mich schlafen lassen. Und die Kleinste, die ja immer noch bei uns liegt, hat zum Glück auch nichts gemerkt vom Tumult am Gang.
Aber eine CD haben sie sich schnell mal geholt. Aus dem Zimmer der Ältesten. Türe auf, Licht an, CD raus, Licht aus, Türe offen gelassen. Und dann sind sie horchen gegangen. Auf Seniorenlautstärke. Also bin auch ich aufgewacht. Grantig. Weil Rücksicht nehmen und so könnte man ja mit fünf und sechs Jahren schon verinnerlicht haben. Haben sie auch. Manchmal. Nicht immer. Und vor allem glaubten sie ja, dass sie eh niemanden störten. Sie haben ja niemanden aktiv aufgeweckt. Sie sind ja beispielsweise nur kurz ins Zimmer der fast 14-jährigen Schwester gegangen und haben ganz leise die CD geholt. Eh ganz leise, wirklich. So gesehen kann man ihnen fast nicht böse sein. Oder sogar gar nicht?
Ich an der Stelle meiner Ältesten wäre jedenfalls böse gewesen und wohl vor lauter Ärger laut geworden. Sie aber, sie ist doch tatsächlich sehr ruhig und gelassen um kurz nach 6 Uhr in der Küche erschienen und hat die Beiden gebeten, nächstes Mal nicht mehr um halb fünf in der Früh in ihr Zimmer zu gehen um eine CD zu holen. Sie hat tatsächlich weder gebebt noch getobt sondern gesprochen. Ruhig. Ich habe den Kindern dann doch recht deutlich gemacht, dass sie ein ziemliches Glück haben, dass sie ausgerechnet diese Schwester geweckt haben und nicht die andere Teenie-Schwester. Oder mich. Denn K2 und ich – wir wären nicht so ruhig geblieben.
So sind sie alle anders, die Kinder. Und die Kinder und ich. Und doch auch wieder so gleich. Ich jedenfalls kann in diesem Fall sehr viel lernen von meiner ältesten Tochter. Denn sie hat, was ich brauchen könnte: Gutmütigkeit und Ruhe, Harmoniebedürfnis und das Bewusstsein, Streit zu verhindern. Das alles hab ich nicht. Zumindest nicht immer. Wenn ich das Gefühl habe, es wird auf mir und meinen Bedürfnissen herumgetrampelt, dann trample ich erst recht. Nicht gut. Aber zum Glück auch nicht sehr häufig. Man lernt eben nie aus. Man entwickelt sich immer weiter. Zumindest ist das mein Ziel. Stehenzubleiben in meiner Entwicklung erscheint mir als absolutes No-Go. Schließlich will ich ja mal eine alte, weise Frau werden, die um Rat gefragt wird. Alt wird man von selbst, aber weise ist harte Arbeit.
Das aber kann ja jetzt echt nicht mein einziges Lebensziel sein, oder? Denn als ich kürzlich mit der bereits mehrfach erwähnten knapp 14-jährigen Tochter beim Elternabend des Gymnasiums war, ist mir eines sehr direkt bewusst geworden: Sie hat so viele Entscheidungen noch vor sich. Weitergehen oder bleiben? Ab der fünften Klasse Altgriechisch oder Französisch? Auslandsschuljahr wenn ja, wohin? Studium ja, nein? Und wenn ja, was? Wohnort? Kinder?Und ich?
Was gibt es noch für Ziele in meinem Leben?
Bislang hatten mein Mann und ich immer noch etwas vor uns, das es galt zu erreichen. Ausbildungen, Kinder kriegen, Hausbau. Aber jetzt. Quasi alles fertig. Natürlich macht man noch ein paar Zusatzausbildungen. Und ein paar neue Hobbys. Aber sonst?
Wohnort fix, Kinder da, Haus fertig. Was kommt denn jetzt noch? Ein Buch schreiben. Ja eh. Noch ein Kind? Wäre das nicht verrückt? Vielleicht ein Auslandsjahr mit der ganzen Familie? Nach Schweden? Wo wir doch grad so unglaublich wunderbaren Urlaub verbracht haben. Oder Grönland? Oder Spanien? Klingt schon ziemlich unrealistisch.
Aber kann es denn tatsächlich sein, dass es das jetzt gewesen ist mit den Abenteuern in meinem Leben? Ist echt das nächste Ziel alt und weise zu werden? Bin ich dafür nicht noch zu jung?
Wie denkt ihr darüber? Wie geht es euch mit älter werden? Und was sind eure nächsten Ziele? Schreibt mir doch! Ich bin sehr gespannt!
Hallo Michaela!
Es kommt auf einen Selbst an. Alt wird man von alleine, weise, bin ich im Zweifel. Ich habe nach 23 Jahren den Job gewechselt und Gott sei Dank habe ich es super erwischt. Neue Lebensfreude und Zufriedenheit ist eingekehrt. Man lernt nie aus und jeder Lebensabschnitt bringt eine interessante, schöne Zeit. Außerdem was wäre das Leben ohne Herausforderungen 😉
Pläne und Ziele sind sicher wichtig und motivieren zum weitermachen und sich zu freuen auf das was noch kommt! Erfahrungsgemäß kann ich heute aber als 5-fache Oma eines mit Gewissheit sagen: erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt! Zumindest war das bei mir so und Umwege mussten begangen werden und b-Pläne definiert werden! Das Leben ist halt spannend, und wenn man situationselastisch ist und bleibt wird immer wieder etwas gutes daraus! Das wichtigste aber: mit dem Herzen entscheiden und auf sein eigenes Bauchgefühl hören, egal was andere sagen oder erwarten, dann ist die wichtigste Lehre schon mal erfüllt! Das von einer Oma, die 1 Tochter hat und 5 wunderbare einzigartige enkeltöchter und ja, auch das kann ein Lebenssinn sein!!!!