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Wieviel ist zu viel? Von der Suche nach der Balance im Alltag

Wieviel ist zu viel? Von der Suche nach der Balance im Alltag

Drei von fünf Kinder sind nun Schulkinder. Kind vier folgt nächstes Jahr. Ich könnte gut und gerne mittlerweile einen Schreibwarenladen aufmachen, so viele Stifte und Hefte habe ich immer auf Lager. Für den Fall, dass etwas ausgeht. Dazu Mappen, Folien usw. – alles was das SchülerInnenherz begehrt. Und vor allem das Mamaherz – ich liebe ja solche Dinge. U.a. deshalb hab ich wohl das Lehramt gemacht. Aus Liebe zum Stift quasi.

Schon als Kind war ich Füllfeder-Sammlerin. Als Einzelkind konnte sich das meine Mama auch leisten. Konnte ich mich nicht entscheiden zwischen dem fliederfarbenen und dem weißen Modell hat sie mir einfach beide gekauft. Sowas gibt es bei uns nicht. Nicht nur des Geldes wegen. Nein, es ist das Maßhalten, das ich meinen Kindern lernen will. „Du brauchst keine neue Federschachtel/ vierte Jeans / schon wieder neue Winterschuhe usw. Verwende die, die du hast und im Frühling / in zwei Jahren/ nächsten Herbst schauen wir weiter.“

Zum Glück haben wir den Kindern ein Dachboden-Betretungsverbot gegeben. Offiziell damit dort oben die Trittplatten nicht kaputt gehen, inoffiziell, damit sie meine abartig umfangreiche Schuhsammlung nicht zu Gesicht bekommen. Denn Maßhalten war lange Zeit nicht so meins. Auch heute noch bin ich bei manchen Dingen noch sehr gefährdet, es zu übertreiben. Hat mir aber auch niemand gelernt, muss ich zu meiner Verteidigung sagen. Mama, falls du das liest, du hast so vieles richtig gut gemacht, in dieser Sache hättest du es besser machen können. 

Aber gehen wir mal weg vom Konsum. Das richtige Maß zu finden, das betrifft ja auch fast jeden Bereich. Essen, Medienkonsum, aber auch – die Arbeit. Work-Life-Balance – habt ihr die schon gefunden? Ich für mich habs im Moment grad gut hingekriegt. Im Gegensatz zum Frühling. Da bin ich monatelang auf Hochtouren gelaufen. Daher habe ich mir für diesen Herbst ganz bewusst vorgenommen, ein bisschen kürzer zu treten. Auch damit sich der neue Alltag mit einem jungen Schulkind gut einspielen kann. Nach nun bereits sechs Wochen Schule kann ich sagen – schön langsam spielt sich alles ein. Auch wenn das Kind manchmal das Gefühl hat, so viel zu tun zu haben. Zu diesem Zweck hab ich ihr eine Erklässter-To-Do-Liste gemacht. Die hakt sie leidenschaftlich gerne ab und sieht dadurch, dass das alles eh nicht so viel ist. Meine beiden Großen schreiben sich diese To-Do-Listen mittlerweile selbst. Und ich – ich bin ja sowieso eine absolute Listenschreiberin. Aber das ist ein anderes Thema.

Was die Arbeit meines Mannes betrifft sind wir derzeit auf der Suche nach der Balance. Seit Monaten arbeitet er um die 60 Stunden pro Woche und das ist definitiv zu viel. Nun sind wir am Überlegen: Wieviel will er, muss er, sollte er, wollen wir, brauchen wir. Denn auch wenn er gerne arbeitet – es gibt auch noch andere Dinge im Leben, die er schön findet – die Familie, das Imkern, Wandern.

Wusstet Ihr, dass in den skandinavischen Ländern diesbezüglich eine ganz andere Art von Mentalität vorherrscht? Während man bei uns auf einer Party relativ schnell mal die Frage gestellt bekommt, was man denn arbeite, fragen die Finnen und Dänen usw. danach, was man denn am Wochenende gemacht habe. Der Stellenwert der Freizeit ist dort oben viel höher. Und siehe da – die Menschen im Norden zählen auch zu den glücklichsten weltweit. https://www.derstandard.de/story/2000134270231/das-sind-die-gluecklichsten-laender-der-welt 

Glücksrecherche in Schweden: Das war Entspannung pur – mein Mann und ich beim gemütlichen Kaffee im Zentrum von Göteborg.

Wann ist also viel zu viel und wann wird wenig zu immer weniger? Beim Konsum ist das einfacher, aber bei der Arbeit? Schließlich wächst man ja mit den Herausforderungen und tätig zu sein ist eine gute Sache. Wer wenig tut, kommt vielleicht bald mal in den Modus immer weniger zu schaffen, weil das Tätigkeitsrad immer langsamer wird. 

Wie ist das bei euch? Wieviel Freizeit braucht ihr und was ist eurer Ausgleich zum Berufsalltag? Füllfedern sammeln? 

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1 Kommentar
  • Hallo Michaela, ich kann das auch nur mittelgut. Ich habe 3 Kids und gleichzeitig arbeite ich einfach auch sehr gerne, so dass es ehrlich gesagt immer zu viel ist. Nervt mich aber! Zumal es außer der Arbeit ja noch Haushalt, soziale Kontakte, etc. gibt… mein Ziel ist da schon etwas mehr Muße. Und ausruhen und faulsein. Ich mag das Wort ‚rest‘ im englischen. Klingt irgendwie schöner. Und erleuchtend war auch der Jobwechsel einer mir nahestehenden Person in den öffentlichen Dienst. Ihre Kollegen? Fahren abends oder am Wochenende Motorrad, mit dem Boot raus, machen Fotografiekurse… und haben Familie. Unsere Augen sind groß geworden über so viel aktive und bunte Freizeitgestaltung neben der Arbeit. Bei uns geht neben Arbeit und Kids nur wenig. Aber gut, unsere Kinder sind sehr klein. Als Ergebnis hat mittlerweile einer von uns aber auch einen Job im öffentlichen Dienst mit flexibleren Arbeitszeiten und nicht durchgehendem Workoverload. Wir merken schon jetzt, wie viel besser das ist für unsere Familie! Daher, bei 60h-Wochen kann ich euer Fragezeichen sehr gut verstehen! Liebe Grüße und schön, dass es von dir mal wieder was zu lesen gab!