Diese Woche kurz nach 18 Uhr: Eine ungewöhnliche Szene ereignet sich bei uns zu Hause: Mein Mann und ich liegen auf der Couch. Beide. Gemeinsam Einfach so. Nur das. Eng aneinandergekuschelt tauschen wir ein paar Gedanken aus und machen dann sogar kurz die Augen zu. So weit – so außergewöhnlich. Für uns. Normalerweise finden solche Szenen nicht vor 20.30 Uhr statt. Seit wir mit zwei Teenies unser Haus teilen sogar oft erst nach 21 Uhr. Davor will immer irgendjemand irgendetwas von uns. Und wenn es nur das Erzählen einer Begebenheit aus der Schule ist.
Irgendein Kind will uns immer irgendetwas zeigen.
Was an diesem Tag anders war? Wir waren (fast) alleine. Kind 1, 3 und 4 im Turntraining, Kind 2 bei einer Freundin. Nur Kind 5 war da. Und bekanntlich ist ja eines keines. Kleiner Scherz. Keine Sorge. Ich weiß, ein Kind ist oft mehr Arbeit als mehrere. Für alle Mütter von Einzelkindern unter meinen LeserInnen. Aber derzeit haben wir es wirklich streng mit unserer Kinderschar. Gefühlt minütlich werden wir in unseren Gesprächen unterbrochen. Irgendein Kind will uns immer irgendetwas zeigen. Ich wiederhole mich. Es ist mir aufgefallen. Das muss wohl daran liegen, dass es mir schon kaum mehr möglich ist, tiefere Gedanken zu fassen. Schulschluss ist ja auch. Da ist sowieso immer viel zu viel los. Bei wem das anders ist – Hände hoch! Verraten Sie mir bitte Ihr Geheimrezept!
Wie soll man da ein glückliches Paar bleiben bei all diesen Kindern? Ganz ehrlich? Es ist nicht leicht. Es ist sogar verdammt hart. Denn wenn dann endlich mal alle im Bett sind, dann will jeder von uns einfach mal in Ruhe gelassen werden. Von allen. Sogar von der eigenen Frau/vom eigenen Mann. Da will ich dann zunächst mal unkontrolliert in den Nachrichten des Tages surfen, vielleicht ein bisschen ohne Unterbrechung aufräumen, irgendetwas, was ich in der Küche so finde, essen, ohne dabei Antworten geben zu müssen. Und ohne irgendeinen anderen Körper in der Nähe. Ich bin bitte auch ein Mensch! Und erstaunlicherweise – mein Mann auch! Auch ihm geht es so. Obwohl er sich ja jeden Tag viele Stunden über in der Arbeit erholen darf. Worauf ich tatsächlich immer noch ab und an neidisch bin. Vor allem auf seine Zugfahrten hin und zurück. Dass ich doch aber selbst jeden Vormittag die Erfahrung mache, dass die Arbeit und die Erholung nicht so nah beieinander liegen, das entfällt mir in diesen Minuten dann immer… aber es wird besser. Wir können auch Paar sein. Wenn wir dann nämlich gesurft, gegessen, aufgeräumt und vielleicht noch kurz in die Luft geschaut haben, dann geht es. Dann treffen wir uns. Auf der Couch oder auf der Terrasse – mit einem Glas Wein. Oder wir gehen gemeinsam laufen – was ganz praktisch ist, denn die großen Kinder kann man gut und gerne mal alleine lassen mit den schlafenden Kleinen.
Was also, wenn wir ihn uns nehmen müssen? Den Moment des Friedens.
Es geht uns also nicht so megaschlecht. Aber es könnte auch noch besser sein. Weniger anstrengend. Mit mehr solchen Pausen zwischendurch, in denen wir die Unordnung Unordnung, die kaputte Kommodenlade kaputte Kommodenlade und den Wäscheberg Wäscheberg sein lassen. Was, wenn es diesen Moment gar nie geben wird? Wenn er nicht von selbst kommen wird? (Zumindest in den nächsten 10 bis 15 Jahren?) Denn zu tun wird es immer etwas geben. Wir werden wohl nie fertig sein. Was also, wenn wir ihn uns nehmen müssen? Den Moment des Friedens. Wenn er in die Kinder übergehen wird, wenn sie sehen, dass wir es uns kurz mal so richitg ruhig und gut gehen gelassen. Gemeinsam.
Wir sollten das ausprobieren! Und üben. Einmal am Tag wäre wohl ideal. Morgen fangen wir an damit.
Als ich diesen Schlussgedanken formuliere, war mein Mann schon eingeschlafen. Ich werde es ihm später vorschlagen. Wer weiß, wozu das noch führen kann? Vorschläge? Immer her damit!