Die Kinder sind mit meinem Mann Silvester-Schnick-Schnack kaufen gegangen. Wie immer last minute. Das hat Tradition. Das wird in diesem Leben nicht mehr geändert. Wir kaufen um fünf vor 12 quasi. Oder eben – sie kaufen das ohne mich kurz vorm Abschuss. Ich derweil sitze zum letzten Mal in diesem Jahr alleine zu Hause. Und genieße die Ruhe. Beziehungsweise zwinge ich mich dazu, die Ruhe zu genießen. Und nicht den Tisch zu decken fürs Fondue nachher, die letzte Wäsche des Jahres zu machen oder doch noch die Fenster zu putzen. Für eine bessere Aussicht beim Fest.
Gar nicht so einfach, nichts zu tun. Deshalb schreibe ich jetzt. Das ist nicht ganz nichts und doch etwas.
Dieses Fest könnte in die Familiengeschichte eingehen!
Dieses Fest könnte in die Familiengeschichte eingehen. Nicht weil so wild gefeiert werden wird. Im Gegenteil. Mein Mann hatte von gestern Früh bis heute Früh einen 25-Stunden Dienst im Krankenhaus und ist daher nur partiell anwesend, also bemüht aber auch abgemüht sozusagen. Sondern weil unsere Älteste vermutlich nächstes Jahr nicht mehr mit uns feiern werden wird. Sie wird jetzt 13, da war bei mir ja schon längst Party angesagt. (Bitte nicht weitersagen 🙂 Und auch sie ist nicht mehr so ganz sicher, ob das jetzt noch geht mit uns.
So mit Krachern um 18 Uhr, Schoko-Fondue und Risiko am Abend, der bis maximal 22 Uhr geht. Denn danach werden wir – oder auf jeden Fall mein Mann – einschlafen.
Ab nächstem Jahr also werden wir nur mehr sechs Teller auf den Tisch stellen an Silvester. Im Jahr darauf wird es wohl auch bei unserer Zweitältesten so weit sein.
Und schwupp, schon sind wir nur mehr fünf.
Ich mache jetzt meinen persönlichen Fünf-Jahres-Plan
Und in fünf Jahren – da wird eh alles anders sein. Da ziehen die Großen bald aus, da sind die Kleinen nicht mehr klein. Da ist das Leben wohl ein anderes. Das wurde mir kürzlich schlagartig klar. Mangels weiterer Kinderplanung wird es in nächster Zeit viele letzte Male geben. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das gut finde. Auch wenn die neue Freiheit, die schon jetzt begonnen hat – wir können wieder ohne größere Probleme unsere Freunde in Vorarlberg besuchen, weil alle Kinder nun schon für längere Autofahrten geeignet sind – schon toll ist. Ich finde es auch grandios, dass wir wieder tolle Wanderungen machen können, da vier der fünf richtig gut gehen und das fünfte gerne in der Trage ist. Und wir können sehr oft richtig gut schlafen, weil die Kinder nun auch schlafen in der Nacht. Zumindest drei von fünf. Auch das genieße ich sehr.
Das Leben ist voller letzter Male. Deshalb brauche ich jetzt neue erste Male. Welche das sein werden? Ich werden mir dazu meinen ersten Fünf-Jahres-Plan machen. Morgen. Heute wird ja gefeiert. Ein erstes Mal aber ist schon fix. Ich werde ab morgen meine erste richtige Strickjacke stricken. So mit Anleitung und Ärmeln und Muster. Und gleichzeitig mit Barbara, der der Wollladen im Ort gehört. Vielleicht beginne ich auch heute kurz vor Mitternacht damit, wenn der Rest der Familie selig neben mir auf der Couch eingeschlummert ist. Ich kann es kaum erwarten. Also, auf die Nadeln, fertig, los! Und: Ein gutes, neues Jahr!
Wir lieben deinen Schreibstil…amüsiert uns sehr!