Quasi von einem Tag auf den anderen hat Petra Hartlieb 2004 gemeinsam mit Mann und Kind(ern) Hamburg verlassen, um in Wien Währing eine alte Buchhandlung zu retten. Nun, viele anstrengende Jahre später, von denen die gebürtige Münchnerin, die in Traun aufgewachsen ist, u.a. in dem Buch „Meine wundervolle Buchhandlung“ erzählt, ist „Hartliebs Bücher“ zu einer der erfolgreichsten Buchhandlungen Österreichs und die „Chefin“ selbst Autorin geworden.
„Sommer in Wien“ ist die Fortsetzung der Romane „Ein Winter in Wien“ und „Wenn es Frühling wird in Wien“ und erzählt von der Belle Époque in seinen letzten Atemzügen:
Der Erste Weltkrieg steht bevor und Dichter Arthur Schnitzler reist zur Sommerfrische mit Frau und Kindern auf die Adria-Insel Brioni. Ebenfalls dabei – Marie, Anfang 20, Kindermädchen der Familie und Hauptfigur des Romans. Obwohl diese, bepackt mit ihrem allerersten Badeanzug und Adalbert Stifters „Bergkristall“, zum ersten Mal das Meer sieht und dabei mehr als aufgeregt ist, kann sie nur an eines bzw. einen denken – an Oskar Nowak, den jungen Buchhändler aus der Währinger Straße. Aus ebenjener Traditionsbuchhandlung, die die Autorin Hartlieb heute führt. Für ihren Roman hat sie in der langen Geschichte der Buchhandlung gestöbert und diese als zentralen Ort ihrer Geschichte auserkoren. „Sommer in Wien“ ist eine nett zu lesende Erzählung mit sympathischen Charakteren in einem historisch spannenden Setting.
Petra Hartlieb, Sommer in Wien, DuMont, 2019, 176 Seiten, 18 Euro