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Unkraut oder Beikraut – Eine Frage der Betrachtungsweise oder: Die neue Häuslichkeit

Unkraut oder Beikraut – Eine Frage der Betrachtungsweise oder: Die neue Häuslichkeit

Freitag, 15.5.2020

Schon wieder Freitag, schon wieder soll ein Text her. Wie nur? Wann nur? Unter welchen Umständen? Frau zu sein in Zeiten wie diesen ist ein harter Job. Wissen wir eh schon lange, dass wir die härteren sind, aber ehrlich gesagt – jetzt erst recht. Denn an wem hängt denn das ganze Homeschooling, Homekindergardening-Ding? An uns natürlich. Ist auch ganz schön. Frau jammert ja nicht. Aber Zeit für den eigenen Job, den – hahaha – eigenen Haushaltskram, fürs Unkrautjäten, Kräuterzupfen, Wäsche legen, Boden wischen, Staub saugen und für sich selbst bleibt kaum. Um nicht zu sagen gar nicht. Will ich nicht sagen. Denn beim Aussprechen würden mir sonst vielleicht gleich die Tränen kommen. 

Das alles funktioniert nämlich nur durch zwei Wege: 1. Durch diese unendlich starke Mutterliebe 2. Durchs positiv denken und 3.  Durchs Pobacken zusammenzwicken, nicht jammern, weitermachen und nicht damit aufhören.

Frau darf gar nicht erst damit anfangen. Denn wenn frau sich mal überlegt, wie lange frau schon nichts mehr für sich selbst gemacht hat – und ich meine nicht nur mal eben kurz die Haare frisiert, geduscht oder eine Mahlzeit zu sich genommen – sondern irgendeine Tätigkeit vor 22:30 Uhr, die mehr als eine halbe Stunde in Anspruch genommen hat und keine direkt erkennbaren produktiven Sinn hatte, dann droht durchaus mal ein kurzer Zusammenbruch. 

Also, Ärmel hoch und weiter gehts. Anders gehts nicht. Anders wird’s vielleicht dann nächste Woche, wenn die Schule wieder losgeht. Mal sehen was der Alltag NEU so bringt. 

Auf jeden Fall – trotz alledem – ist ja auch immer noch vieles sehr okay. Entschleunigt immer noch. Weniger Ausflüge, weniger Termine. Gut so. Viel mehr Häuslichkeit auch. Ich spreche ja schon seit Beginn des Ganzen von einer neuen, unter Zwang passierten Häuslichkeit der Frauen. Auch der Männer. Aber mehr der Frauen. 

Und die ist nicht nur schlecht. In meinem Umfeld habe ich nicht wenig Frauen, die sagen, dass es ihnen ganz gut damit geht, nicht mehr so viel auf einmal unter einen Hut bringen zu müssen. Kommt aber ganz darauf an, in welcher Konstellation das alles stattfindet. Eine Bekannte aus meinem Heimatort hat sogar ihren Job hingeschmissen, weil sie beschlossen hat, dass sie eigentlich eh mehr bei den Kindern sein möchte. In aller Ruhe. Und sich ein bisschen um Haus und Garten kümmern möchte. Aber das ist eine schwierige Gratwanderung und alles andere als gesellschaftsfähig. 

Frau kann sich doch nicht einfach so gehen lassen. Wo kommen wir denn da hin? 

Ja wo denn eigentlich? In eine wieder vollkommen männlich dominierte Welt? Oder können wir Frauen vielleicht von zu Hause aus die Welt sogar besser steuern? Natürlich sollen Frauen genauso viel zu sagen haben wie die Männer. In allen Bereichen. Ob im kleinen oder im großen. Aber muss das damit einhergehen, dass wir uns so partout nicht mehr trauen, in aller Ruhe Mutter zu sein? 

Ach wissen Sie was? Nageln Sie mich bitte nicht fest! Ist alles nur so vor mich hingedacht. Nichts Konkretes. 

Wie denn auch, wann denn auch? So zwischen Kochen und Kloputzen. Ich geh jetzt Unkraut jäten. Oder Beikraut – ist ja alles eine Frage der Betrachtungsweise. Böses Beikraut im Gemüsebeet, das muss dringend weg. Nimmt nämlich mehr Platz ein als das Gemüse selbst. Dank YouTube weiß ich ja jetzt, wie die Miniminimini-Karotten aussehen, diese grasähnlichen Dinge. Die reiß ich heute nicht mehr aus. Nach dem Gemüse gehe ich dann auch noch zu meinem Kräuter-Hochbeet, das nun fertig ist (siehe Bild). Und dann? Dann geh ich wieder rein. Frisch gestärkt von all der Ruhe im Garten und dem vielen Unkraut. Und dann widme ich mich wieder meinen Kindern. Mach ich ja eh gerne.

Wie gesagt, alles eine Frage der Betrachtungsweise. 

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