Nach Frankreich wäre das Theater im Hof dieses Jahr mit seinem Publikum gereist. An der Spitze wäre eine starke Frau gestanden, Julia Carina Wachsmann in der Hauptrolle. Hätte. Wäre. Warum der Konjunktiv, das braucht an dieser Stelle nicht all zu ausführlich erklärt werden. Ein Wort reicht: Viruseindämmungsmaßnahmen. Es bleibt die Möglichkeit, das Festival in der Theorie und die Person(en) dahinter kennenzulernen. In diesem Fall Christian Himmelbauer, der Intendant.
Reisen derzeit nicht unbedingt erwünscht, erlaubt. Informationen täglich neu. Auch via Theaterbühne nicht. Zumindest nicht im Theater im Hof in Enns. „Bei einer Abstandsregel von mindestens einem Meter passen nur mehr 20 – 50 Leute rein, es hätte also bis zu 125 Aufführungen geben müssen, um das hereinzuspielen, was sonst reinkommt.“, so Christian Himmelbauer im Interview mit dem OÖ Kultursommer Blog. Bei einer Eigendeckung von 70 Prozent eine wesentliche Rechnung. Auch möglich wäre ein Preis von 200 Euro pro Karte gewesen. In der Theorie. In der Praxis eben nicht. Darum wurde abgesagt. Oder (auf 2021) verschoben, wie es derzeit oft blumig formuliert wird.
Iris Harter, die sich seit ihrer Bewerbung um eine Regieassistenz im Jahr 2012 als Dramaturgin des Theaters im Hof etabliert hat und auch unterm Jahr viele Projekte gemeinsam mit Himmelbauer macht, hat sich für heuer die französische Klassik genauer angesehen und Molières „Bürger als Edelmann“ bearbeitet. „Madame Jourdain und ihre höchst wundersame Reise in die gute Gesellschaft wäre wieder ein mit Musik angereichertes Schauspiel gewesen.“, so Himmelbauer. „Diese Kombination aus Schauspiel und Musik, bei der die Schauspieler selbst die Instrumente auspacken, musizieren und singen, das ist sicherlich unser Alleinstellungsmerkmal.“
Seit 1981 existiert das Theater im Hof, früher in Mauthausen, seit 1996 in Enns, seit 2005 unter der Leitung des in Perg aufgewachsenen und in Wien beheimateten Christian Himmelbauer. Nach mehreren Jahren in Deutschland, wo er auch nach wie vor immer wieder – vor allem in Kiel – inszeniert, hat sich die Leitung des Theaters im Hof ergeben. Und nicht nur die Leitung. Der leidenschaftliche Stadtmensch, der, um zur Ruhe zu kommen, gerne aufs Land fährt, steht auch selbst auf der Bühne. 2016 wurde dem Theater im Hof der „Große Bühnenkunstpreis des Landes OÖ“ für „Der varreckte Hof“ verliehen. Wurden bislang Stücke „von“ auf der Bühne gezeigt, sind es seit dem Eigenfassungen „nach“. Dass dieses luftig-leicht-beschwingte und ein bisschen gesellschaftskritische Konzept beim Publikum gut ankommt, hat der Erfolg im letzten Jahr erneut gezeigt. „Wir müssen da immer schauen, welcher Korridor möglich ist. Mal riskieren wir mehr bei den Inszenierungen, mal weniger.“, beschreibt der zweifache Vater die Vorgehensweise bei der Stückauswahl.
Mit zwei schulpflichtigen Kindern ist der Schauspieler, Regisseur und Intendant derzeit auch privat gefordert. Diese verfolgen übrigens „ganz normale“ Berufswünsche wie Tierärztin oder Lehrerin. Gerade oder vor allem wegen der Krise, das sei dahingestellt. KünstlerIn sein in Zeiten des Virus’ ist nicht einfach, das kriegen sie auch mit. „Ich bin froh, dass ich meine Produktion in Deutschland im Februar noch fertig machen konnte. Wie es weitergeht, ist noch unklar. Eigentlich wär die Auftragslage für 2020 ziemlich gut gewesen.“
Fix geplant sind Theater im Hof-mäßig für heuer noch fünf Tage Vorproben Anfang Juli. „In welcher Form wir da genau arbeiten werden, weiß ich selbst noch nicht. Aber wir werden auch ein kleines Online-Format erarbeiten.“
Nähere Infos zum Theater im Hof finden Sie unter http://www.theater-im-hof.at