Land und Landschaft sind auch in diesem Kaiser-Mühlecker-Roman das Thema. Schön ist es bei ihm fernab der Großstadt nicht. Im Gegenteil.
Brütende Hitze, Müdigkeit, Gestank, nahezu leidenschaftslose Menschen. Mittendrin Jan. Gelangweilt, schwebend durch diese Welt, auf sich gestellt. Der Mittvierziger ist herumgekommen. Hat für Magazine in der ganzen Welt geschrieben. Früher. Jetzt ist er zurückgekehrt in die Provinz, ins kürzlich von seiner Tante geerbte Haus, in dem er nach dem Tod der Eltern aufgewachsen ist.
Eines Tages lernt der Journalist die Lehrerin Ines kennen, beginnt eine Affäre mit ihr oder sie mit ihm und heuert auf dem Schweinemastbetrieb des alten Schulkollegen Flor an. Dieser hat ebenfalls eine Affäre mit Ines und wurde zudem kürzlich für den Bau eines Windparks eines windstillen Hanges enteignet. Und so taucht der Held noch tiefer in eine Welt ein, ohne oder doch mit Liebe, in der der Abgrund permanent von hinten lauert.
Die Katze am Cover ist übrigens tot. Vermutlich.
Reinhard Kaiser-Mühlecker, 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und lebt in Wien. Er gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren.
Reinhard Kaiser-Mühlecker, Enteignung, S. Fischer Verlag, 2019
erschienen im Kulturbericht Oberösterreich, 2020