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„joschi, du soisd was großes mocha – loss dia wos eifoin!“

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GRANIDD fausdd Der Autor Joschi Anzinger hat sich der Mundart verschrieben. Sein GRANIDD fausdd dringt direkt ins Herz und endlich versteht man, was es mit dem Teufelspakt und der Gretchenfrage auf sich hat. Hätte er nicht die ersten sechs Jahre ohne Kindergarten und ohne Fernseher, also, wie man bei uns sagt, in der „Oaschicht“ verbracht […]

GRANIDD fausdd

Der Autor Joschi Anzinger hat sich der Mundart verschrieben. Sein GRANIDD fausdd dringt direkt ins Herz und endlich versteht man, was es mit dem Teufelspakt und der Gretchenfrage auf sich hat.

Hätte er nicht die ersten sechs Jahre ohne Kindergarten und ohne Fernseher, also, wie man bei uns sagt, in der „Oaschicht“ verbracht und erst mit dem Schuleintritt die Hochsprache kennengelernt und würde er nicht immer so viel aufschnappen, was ihn dann nicht mehr loslässt, dann hätte er wohl nicht zu schreiben begonnen. Aber was soll’s, das hätt i, war i. Schon quasi „seit immer“ schreibt Joschi Anzinger, er hat „kloa ougfongd“ und zwar vor ungefähr 25 Jahren – zur selben Zeit hat er mit seiner Frau Haus gebaut. Am Pöstlingberg. Das war wohl die Initialzündung.

Do hob i doun fünf Biacha gmochd Nachdem er mehrere Gedichtbände veröffentlicht hatte, wurde der gebürtige Lichtenberger gefragt, ob er nicht auch was Großes machen wolle, vielleicht ein Sagen-Thema aufgreifen. 2007 war das. Joschi, der sich in seinen Texten und Gedichten dem humorvollen Analysieren der Gegenwart, dem menschlichen Dasein an sich und vor allem immer wieder dem Autofahren widmet, beschloss, den Ur-Stoff der deutschen Sprache zu bearbeiten – Das Nibelungenlied, „s mühlviaddla nibelungenliad“. In einem zweijährigen Unterfangen hat er sich – bevorzugt im Winter, in jener Zeit, in der ihn sonst nichts ablenkt draußen – Siegfried und Co. gewidmet, die blutrünstige Sage ins Mühlviertel verlegt. Die berühmte Hochzeit findet bei Joschi z.B. beim Kefermarkter Flügelaltar statt.

Faust in Mundart – Wos kou des sei? Als Folgeprojekt griff Joschi schließlich einen ähnlich bekannten Stoff auf – den Faust-Stoff von, naja, das weiß man wohl eh, als LeserIn des Kulturberichts. 2009 bis 2011 hat er daran gearbeitet und sich mit dem Ausgangsmaterial, dem „Faust – Der Tragödie erster Teil“, so intensiv beschäftigt, bis ihm das Thema aus jeder Pore seiner Haut herausgekommen ist, wie er sagt. „I hob jo ned gwissd, wo s hingehd. Do hob i a Tia aufgmochd und do drin woas finsdda.“ So beschreibt der Autor den Beginn des Projekts. Herausgekommen ist der „GRANIDD fausdd“. Viel mehr als eine Übersetzung ist dieses große Werk. Eine völlige Adaptierung, dem der Goeth‘sche Faust (jetzt hab ich den Namen doch verraten) nur mehr als roter Faden dient. Der Faust heißt Fausdd, der Mephisto ist der Ganggarl. Getrunken wird beim Gelage nicht Wein sondern Most und das in der Deifömüh, der Teufelmühle in der Gemeinde Auberg.

Da fausdd im deadda Er berührt, der Fausdd. Irgendwie mehr als der Original-Faust. Erzeugt Gänsehaut. Wenn Joschi Anzinger auch noch selbst vorliest, was er auf vier CDs gemacht hat (dem Buch liegt eine Hörfassung bei) dann ist es sowieso „aus und gscheng“ und endlich weiß man, was Goethe da eigentlich sagen wollte. Leicht zu lesen sind diese Mundart-Werke allerdings anfangs nicht, denn „do foid ma schou auf d babbm zeaschdd, wei ma jo des worddbüd ned kennd“. Hat man sich erst mal daran gewöhnt, ist der Genuss ein großer.

Wie das Ganze klingt, ausschaut und vor allem sich anfühlt, das können Sie übrigens ab 21. Juli auf der Mimus Bühne Waldhausen erfahren. Unter der Dramaturgie und Regie von Franz Horcicka wird bis 15. August der GRANIDD fausdd aufgeführt. Infos unter www.joschi.at

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