Seit mehr als 40 Jahren lebt und arbeitet Osamu Nakajima in Gusen/OÖ. Seine Brunnenplastiken gehören zu den ersten abstrakten Beispielen von Kunst im öffentlichen Raum in Oberösterreich und Wien. Er ist u.a. Vater jenes Kunstobjekts, an dem wohl jede/r Linzer/in schon einmal vorbeigegangen ist: Des Brunnens vor dem Neuen Rathaus in Linz-Urfahr.
„Osamu hat mir erzählt, dass er es geschafft hat, aus dem Stein Formen seiner Träume herauszuarbeiten.“ Das teilte der wichtigste konkrete Bildhauer Japans, Yoshitatsu Yanagihara, dem ehemaligen Vizepräsidenten von Nikon, Tadao Tsuruta, mit, als jener das erste Mal in Kontakt mit Arbeiten von Osamu Nakajima gekommen ist. Schon beim ersten Befühlen hatte Tsuruta das Gefühl, den von Nakajima geschwungenen Meißel, der den Stein bearbeitet, zu hören.
Zufällig nach Gusen Wir schreiben das Jahr 1969. Eigentlich ist Nakajima auf dem Weg nach Paris, in die Stadt, die auch in Japan damals als „place to be“ unter den Künstler/innen gehandhabt wurde. Ein befreundeter Künstler bittet ihn, auf dem Weg nach Frankreich in Wien einen Stopp zu machen, um ein Paket an Karl Prantl zu übergeben. Nach seiner Ankunft erfährt er von einem Bildhauersymposium in Lindabrunn und beschließt, den Sommer über dort zu arbeiten. Dort lernt der damals 32-jähirge Otto Eder, Initiator des Bildhauersymposiums im Krastal in Kärnten, kennen, wo der Künstler seine ersten Erfahrungen mit dem Material Stein macht. Erst danach reist er weiter nach Paris, um gleich wieder nach Österreich zurückzukehren und der Einladung von Karl Prantl zu folgen, im Steinbruch Mauthausen zu arbeiten. Wenige Zeit später lässt sich Nakajima, der Träger des höchsten Kulturpreises des Landes ist, mit seiner Familie in Gusen nieder. In jenem Ort, der im Japanischen „zufällig“ bedeutet.
In Stein gemeißelte Poesie „Wenn ich einen Tag nicht arbeite, gehe ich einen Schritt zurück.“, sagt Osamu Nakajima über sich und so bearbeitet er nach einem hastigen Frühstück Tag für Tag seit nunmehr 42 Jahren den Stein –vorwiegend schwarzen, schwedischen Granit. Immer von Hand. Die Oberfläche wird von seiner Frau Sakuyo Nakajima bearbeitet und geschliffen – eine wochen-, teils monatelange Arbeit. Das Ergebnis sind poetische Skulpturen, die oftmals mit japanischen Haikus (Kurzgedichte, Anm.) verglichen werden, die keine Beschreibung der Welt wiedergeben, sondern selbst eine Welt in sich sind. Die Erschließung der Welt über das Formale sozusagen.
Mit „Osamu Nakajima – Ein Bildhauer zwischen asiatischer und europäischer Mentalität“ widmet die KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich diesem zu den renommiertesten Vertretern der österreichischen Gegenwartskunst zählenden Künstler eine umfassende Ausstellung, deren Auftakt anlässlich des 75. Geburtstags von Nakajima am 4. Dezember 2012 um 19 Uhr die Präsentation eines Buches zu Osamu Nakajimas Leben und Schaffen darstellt. Dieser Katalog wurde von Dr.in Inga Kleinknecht, der künstl. Leiterin der KUNSTSAMMLUNG, konzipiert und stellt die bislang umfangreichste Bearbeitung des Werks dieses außergewöhnlichen Künstlers dar.
„Osamu Nakajima“ 4. 12 2012 – 12. 01.2013 in der KUNSTSAMMLUNG. www.diekunstsammlung.at