Wenn du Bäuerin bist, dann bleibst daheim und hast daheim zu bleiben. Du schaust auf die Tiere und kümmerst dich ums Haus. Wenn der Bauer Hunger hat, dann richtest ihm was. Wenn die Kinder welchen haben auch. Dafür macht ja der Bauer die schwere Arbeit. Oder wie ist das jetzt?
Vor gut einem Jahr haben Sabine Traxler und Johannes Bauer-Marschallinger das Projekt „Bäuerin.Macht.Image“ ins Leben gerufen. Bis November 2013 wollen sie die bäuerlichen Strukturen, vor allem das Rollenbild der Bäuerin, erforschen, hinterfragen und zur Diskussion stellen. Denn die bäuerliche Welt, so sind sich die Beiden einig, hinkt der Emanzipation noch hinterher.
Traditionelle bäuerliche Community? Sabine und Johannes sind selbst Kinder von Bauern. Beide jedoch haben einen anderen Lebensweg eingeschlagen. Während Sabine Wirtschaftswissenschaften studiert hat, ist Johannes Mechatroniker und nebenbei an der Kunstuni für zeitbasierte und interaktive Medien studierend. Sie sind also noch jung. Also für unsere Zeiten. Um die 30. Früher hatte man zu diesem Zeitpunkt ja schon Haus, Kinder, Hund und – Hof. Heute ist das nicht mehr so. Wobei. So anders als früher sind die Strukturen auf dem Land, richtig auf dem Land nämlich, in den ganz kleinen Dörfern mit mehr Kühen als Menschen, nicht, so glauben die Beiden. Die „bäuerliche Communitiy“ ist noch recht traditionell. Das finden Sabine und Johannes auch nicht grundsätzlich schlecht. Mit ihrem Projekt möchten sie dennoch die vorhandenen Sichtweisen in Frage stellen. Über qualitative Interviews versuchen sie, sich ein Bild von der Lage der Bäuerin zu machen. Deren Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeichnen. Mit Mikro und Kamera. Denn während das Projekt aus einer Radiosendung zum Thema Landwirtschaft im Freien Radio Freistadt, das auch Projektträger ist, heraus gewachsen ist, soll das Ergebnis des Projektes eine Filmdoku über die gesellschaftliche Stellung der Bäuerin sein. Und diese wiederum soll eben zum Hinterfragen, zum Diskutieren anregen.
Heute kocht der Bauer. Vor allem zwei Probleme skizzieren Sabine und Johannes in ihrem Projekt. Zum einen ist das die ungleiche Verteilung der Wertschätzung der Arbeit zwischen Bäuerin und Bauer. Während der Bauer die nach außen sichtbare Arbeit verrichtet, hält sich die Frau viel im Haus auf. Putzt. Kocht. Wäscht. Kümmert sich. Um die Kinder. Um die Großeltern. Gesehen wird diese Arbeit oft nicht nur in der Familie selbst nicht, sondern vor allem auch im Umfeld nicht. Dabei ist diese Arbeit nicht nur anstrengend, sondern vor allem notwendig und wichtig. Warum kocht denn nicht mal der Bauer, während die Bäuerin die Maschinen bedient? Und da sind wir auch schon beim zweiten Punkt angelangt, den das Projekt „Bäuerin.Macht.Image“ hinterfragen will. Warum werden eigentlich so selten am Hof die Rollen getauscht? Und vor allem: Könnte nicht sogar das Potential eines Hofes viel besser ausgeschöpft werden, wenn die Zuständigkeitsbereiche wechseln würden? Wären dann nicht alle zufriedener und würde die Wertschätzung für die Arbeit der Bäuerin nicht ganz von alleine kommen? Diese Fragestellungen behandeln Sabine und Johannes, nicht zuletzt, weil auch sie von diesem Umfeld geprägt sind. Am 13. Juni findet im Volkshaus Dornach eine Aufstellung im Raum zu diesem gesellschaftspolitischen Thema statt. Ähnlich wie bei einer Familienaufstellung wird den gegebenen Strukturen auf den Grund gegangen. Wer Lust hat mitzuwirken, meldet sich am besten gleich an unter info@baeuerin-macht-image.at Eintritt frei. Weitere Infos: www.baeuerin-macht-image.at