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Schaut doch mal her!

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…von leeren Zentren, lauten Straßen und glitzernden Einkaufstempeln…  Wo man hinkommt, überall bietet sich das gleiche Bild: Graue, leerstehende Geschäftslokale in den Zentren, glitzernde, überladene Einkaufszentren an der Peripherie. Auf diesen „Wahnsinn unserer Zeit“ hinzuweisen hat sich die Fotokünstlerin Edith Maul-Röder mit einer genialen Ausstellungsidee zum Ziel gesetzt. Ein Lokalaugenschein in Attersee am Attersee. Fast […]

…von leeren Zentren, lauten Straßen und glitzernden Einkaufstempeln…

 Wo man hinkommt, überall bietet sich das gleiche Bild: Graue, leerstehende Geschäftslokale in den Zentren, glitzernde, überladene Einkaufszentren an der Peripherie. Auf diesen „Wahnsinn unserer Zeit“ hinzuweisen hat sich die Fotokünstlerin Edith Maul-Röder mit einer genialen Ausstellungsidee zum Ziel gesetzt. Ein Lokalaugenschein in Attersee am Attersee.

Fast wie in einem Heimatfilm fühlt man sich, wenn das Wasser des Attersees so Türkis glitzert. Am liebsten würde ich mir einen Strohkorb aufs Fahrrad hängen und beim Greißler am Eck ein paar Köstlichkeiten für ein Picknick am See einkaufen. Doch das geht leider nicht. Denn den Greißler gibt es nicht mehr. Fast alle Geschäfte in der einstigen Touristenidylle Attersee mussten in den letzten zwanzig Jahren schließen. Sogar „Schlecker“ sperrte wieder zu. Übriggeblieben ist eine tiefe Schneise, die die Landstraße in den 1.600 Hauptwohnsitze und 1.650 Nebenwohnsitze fassenden Ort gezogen hat. Genau hier treffe ich jene Künstlerin, an deren Werk man (in Attersee) nicht mehr vorbeikommt.

Alte neue Räume Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Architekten Franz Maul, hat Edith Maul-Röder das Projekt „Perspektiven // Attersee. Der öffentliche Raum als Fotogalerie“ ins Leben gerufen. Ihre eigene Ausstellung mit dem Titel „Die Architektur des Weges als Verfremdung und Metapher für Vergangenheit und Zukunft“ bildet dabei den Beginn des dreijährigen Projektes, dem eine Schau zu verschiedenen Themen mit in- und ausländischen FotokünstlerInnen folgen wird. Die gebürtige Atterseeerin hat die Fassaden der ehemaligen Geschäftslokale mit plakatartigen Fotos „behängt“ und scheinbar einen neuen Raum geschaffen. Sie transportiert die Innenräume nach außen und stellt einen Bezug zur ursprünglichen Nutzung der Gebäude her. Der krasse Gegensatz zwischen Fotografien von typisch städtischen Elementen aus der ganzen Welt und den alten Hausfassaden wirkt dabei befremdend und harmonisch zugleich.

Einziger Lebensweg: Konsum? Die verwahrlosten Kerne der Orte und Städte sind die machtlosen Gegenspieler der Einkaufszentren, die nicht per se an der trostlosen Entwicklung unseres Lebensraumes Schuld sind. Sie sind aus den „Bedürfnissen“ unserer Zeit heraus entstanden, die scheinbar nur mehr aus Waren und Parkplätzen bestehen, aus der Bequemlichkeit und dem Wahnsinn unserer auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaft.  Alles andere als natürlich wirkt  die Verkehrsschneise, oder, wie es die Projektinitiatoren treffender formulieren: „Die Straße, der Platz als Kommunikationsort für die Menschen wurde zum Abstellbereich bzw. Verkehrsband degradiert.“ Und das ist nicht natürlich.

Die Diskussion hat begonnen Ob in Folge dieses Projektes das angestrebte Ziel einer Verkehrsberuhigung durch eine 30er Zone je erreicht werden wird, ist unklar. Aber klar ist, dass Edith Maul-Röder mit ihrer öffentlichen Galerie ein Bewusstsein für diesen Missstand im Ort – er muss/darf hier stellvertretend für jene im Rest Österreichs und Europas stehen – geschaffen hat. Denn seit der Ausstellungseröffnung ist die negative Veränderung des eigenen Lebensraumes bei den BürgerInnen endlich wieder Thema.

Im August sind zwei Straßenfeste mit Musik und Lesung geplant. Die genauen Termine dafür standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Die Ausstellung „Perspektiven // Attersee 2011“ läuft noch bis 26. Oktober 2011. Nähere Infos finden Sie unter www.attersee.at Das Web, in diesem Fall eine ganz praktische Entwicklung unserer Zeit…

Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 8 – August 2011

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