Fruchtgenuss auch für Ihren Ort!
Leerstände sind neben Kirchtürmen mittlerweile wohl das markanteste Merkmal für Österreichs Innenstädte. „So kann das nicht weitergehen“, dachten sich fünf Kunstuniabsolventen und gründeten den Verein Fruchtgenuss. Mit einer simplen Idee soll so die Wiederbelebung oberösterreichischer Ortschaften herbeigeführt werden.
Margit Greinöcker, Tobias Hagleitner, Franz Koppelstätter, Sabine Stuller und Betty Wimmer kamen bereits vor Jahren zu dem Schluss, dass es wohl in der momentanen Situation unserer Gesellschaft einfach das Sinnvollste wäre, die Leerstände zu akzeptieren und sinnvoll zu verwenden – also für Kunst- und/oder Sozialprojekte aller Art. Doch wie, wenn der Eigentümer Angst vor unkündbaren Mietern hat und der Raumsuchende somit gar nicht erst dazu kommt, sich vorzustellen?
Ein Vertrag als Lösung Fruchtgenuss machte sich also an die Arbeit und suchten nach einer seriösen Möglichkeit, leerstehende Gebäude für Kulturschaffende aller Art nutzbar zu machen und zwar mit Mehrwert für alle Beteiligten. Der Mieter bekommt den Raum, der Eigentümer jemanden, der auf das Haus schaut und es in Stand hält. Das alles mit einem rechtlich bindenden Vertrag, der von beiden Seiten dennoch jederzeit aufgelöst werden kann. Der Verein wirkt dabei als Vermittler, als Plattform zwischen den Parteien. Sowohl Eigentümer als auch Raumsuchende können an ihn herantreten. Dabei steht nicht die Immobilienvermittlung als solche im Vordergrund, sondern vielmehr eine Möglichkeit zur Interessensverbindung. „Wir wollen für beide Seiten das Beste herausholen. Im Idealfall ist das ein Leerstand, dessen Eigentümer Gefallen an dem jeweiligen Projekt, das in den Räumen bearbeitet werden soll, Gefallen findet und sich damit identifizieren kann. Es soll also eine Vermittlung im allumfassenden Sinne sein. Eben eine Möglichkeit, Kunst – sei es Theater, Malerei usw. – weiter zu streuen.“
Bereits im Jahr 2007 haben Margit Greinöcker & Co. die gesamten Leerstände der Linzer Innenstadt katalogisiert. Auf über 270 sind sie dabei gekommen. Dieser Katalog dient nun als Basis der Raumvermittlung und er wird natürlich ständig aktualisiert. Mit dieser Arbeit erlangten die 5, ihres Zeichens Architekten, Bildhauer und Mediendesigner, bereits Ansehen und werden nun immer häufiger konsultiert, wenn es um den Bereich Leerstände und Wiederbelebung von Ortskernen geht.
Wie bitte, Fruchtgenuss? Tobias, Margit, Franz, Sabine & Betty haben mit der Gründung des Vereins Fruchtgenuss – der Name steht dabei übrigens für „das Recht, einen Gegenstand, der jemand anderem gehört, für sich selbst ohne Einschränkung zu benützen“ – ein Thema gefunden, dass die aktuelle Tendenzen in der Stadtentwicklung – wir haben im Augustkulturbericht in diesem Zusammenhang bereits berichtet – zu einem sinnvollen Neuen hinführt. Jetzt heißt es Überzeugungsarbeit zu leisten, bei Großinvestoren, die oft durch raschen Ankauf von denkmalgeschützten Gebäuden, ebenso zur Zielgruppe gehören, wie Privatpersonen. Ein schwieriges, aber spannendes Unterfangen, dem sich Fruchtgenuss widmet, aber mit hohem gesellschaftlichen Mehrwert! Nähere Infos finden Sie unter www.fruchtgenuss.org.
Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 10 – Oktober 2011